Espresso, Ristretto, Cappuccino, Latte Macchiato – Italien mag mit seinen zahlreichen Kaffeevariationen das Kaffeeland überhaupt sein. Geht es aber um das Geschäft, liegt die Schweiz weit vorne. Zwar wachsen hierzulande keine Bohnen – denn diese gedeihen am besten in tropischen Ländern – im weltweiten Kaffeegeschäft führt aber kaum ein Weg an der Schweiz vorbei.
Schweizer Kaffeemaschinen sind gefragt
Schweizer Handelsfirmen sind für über zwei Drittel des weltweiten Rohkaffee-Handels verantwortlich. Und wird im Ausland doch kein Kaffee aus der Schweiz getrunken, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er in einer Schweizer Maschine gebraut wurde. In einer Maschine von Thermoplan beispielsweise. Der Kaffeemaschinen-Hersteller aus Weggis am Vierwaldstättersee exportiert seine Produkte in über 60 Länder. Und das Geschäft läuft gut: Thermoplan erzielte 2016 einen Rekordumsatz. Zu seinen grössten Kunden zählen Starbucks, Nespresso und die britische Kaffeekette Costa.
Angefangen mit Milchschäumern
Dabei war Thermoplan nicht von Anfang an auf Kaffee spezialisiert, sondern auf ein heimischeres Produkt: Milch. So produzierte Thermoplan in den 80er Jahren Schlagrahm-Maschinen. Später kamen Milchschäumer dazu und erst 1995 stellte die Innerschweizer Firma die erste Kaffeemaschine her. Aber auch diese sind typisch schweizerisch. «Über 80 Prozent der Maschinen-Komponenten werden in der Schweiz hergestellt», sagt Adrian Steiner, CEO von Thermoplan. Zum Erfolg beigetragen habe aber vor allem Schweizer Know-how. Jeder fünfte der 200 Angestellten arbeitet in der Forschung und Entwicklung. «Um die Maschinen herzustellen, muss man das Zusammenspiel von Hydraulik, Mechanik und Elektronik genau verstehen», sagt Steiner.
Know-how und Innovationen
Tatsächlich habe das grosse Know-how dazu geführt, dass die Schweiz zum Zentrum der Kaffeeindustrie wurde, sagt Chahan Yeretzian, Leiter des Kompetenzzentrums für Kaffee an der ZHAW: «Die Kaffeeindustrie wurde in den letzten Jahren zunehmend Wissenschafts- und Technologiebasiert.» Genau in diesen Bereichen sei die Schweiz stark. Dazu komme, dass die Schweiz ein reiches Land sei: «Hier haben die Konsumenten das Geld, um neues auszuprobieren. Zusammen mit dem hohen Bildungsniveau hat das zu vielen Innovationen geführt. Und diese braucht man, um in der Kaffeeindustrie zu überleben», sagt Yeretzian.