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Tiefer Kaffeepreis im Tessin gerät unter Druck
Aus Rendez-vous vom 28.06.2022. Bild: Keystone
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Kaffeepreiserhöhung im Tessin Addio, Caffè für zwei Franken?

Nirgends ist der Espresso billiger als im Südkanton. Nun fordert die Gastronomie eine Preiserhöhung. Das kommt nicht gut an.

Die tiefen Tessiner Kaffeepreise seien nicht mehr vertretbar. Das sagt Gastroticino-Chef Massimo Suter. «Man muss den Kaffeepreis unbedingt erhöhen, da die Kosten dermassen gestiegen sind in den letzten Monaten. Wir kommen nicht um eine Erhöhung herum.»

Seit über 20 Jahren sei der Kaffeepreis im Tessin immer der gleiche geblieben. Der Hauptgrund dafür sei die Nähe zu Italien.

Nicht nur Preis-, auch kultureller Unterschied

«Wir vergleichen uns immer mit Italien. Dort kostet der Kaffee einen Euro, also kann der Kaffee im Tessin nicht mehr als zwei Franken kosten», erklärt Suter. «Aber die zwei Franken entsprechen dem Preis von vor 20 Jahren. Seither hat sich so viel verteuert, sodass man den Kaffee nicht mehr für zwei Franken verkaufen kann.»

Mindestens drei Franken müsste der Espresso im Tessin kosten, damit er sich für Restaurant- oder Barbesitzer rechnet. Im Tessin, wo auch viele Italienerinnen und Italiener wohnen, herrscht eine andere Kaffeekultur als in der Deutschschweiz. Es wird viel Kaffee getrunken.

Der schnelle Espresso an der Bar gehört hier zum Alltag vieler. Und das sei ein Problem, so Suter. «Man geht in eine Bar und sagt, ich nehme schnell einen Kaffee, weil es wenig kostet. Dementsprechend ist die Wahrnehmung des Gastes nicht die richtige gegenüber dem Kaffee.»

Meinungen auf der Strasse sind gemacht

Die Wertschätzung des Kunden gegenüber dem Wert des Kaffees müsse sich im Tessin also verändern, findet der Gastrochef. Kunden, die in einer Bar in der Innenstadt von Lugano einen Espresso für 2.50 Franken trinken, haben für eine Preiserhöhung auf drei Franken aber kein Gehör.

Wenn das passiert, mache ich mir meinen Kaffee zu Hause. Dann müssen die Bars halt schliessen.
Autor: Kunde in einer Bar in Lugano

«Drei Franken für einen Kaffee sind viel. Klar kosten die Miete, die Löhne, das stimmt alles. Trotzdem: Drei Franken für einen Kaffee sind viel», sagt eine Luganerin. Ein Mann hat seine Meinung gemacht: «Wenn das passiert, mache ich mir meinen Kaffee zu Hause. Dann müssen die Bars halt schliessen.» Und eine andere Frau sagt: «Das ist schon viel Geld. Normalerweise trinkt man drei Kaffees auswärts pro Tag.»

Ein Qualitätskaffee kostet. Nur verstehen das die Menschen nicht. Sie wollen viel bekommen, dafür wollen aber wenig zahlen. Diese Rechnung geht nicht auf.
Autor: Paolo Castiello Barbesitzer

Barbesitzer Paolo Castiello kennt diese Sichtweise, findet sie falsch und befürwortet eine Preiserhöhung. «Ein Qualitätskaffee kostet. Nur verstehen das die Menschen nicht. Sie wollen viel bekommen, dafür wollen aber wenig zahlen. Diese Rechnung geht nicht auf.»

Die Aufforderung des Tessiner Gastrochefs, den Kaffeepreis zu erhöhen, wird emotionale Diskussionen auslösen.

Wut und Akzeptanz nach letzter Erhöhung

Barbesitzer Luca Bressan ist für einen höheren Kaffeepreis – vorausgesetzt, alle Barbesitzer machen mit. Dass die Kunden nicht mitmachen, glaubt er nicht und erinnert sich an den Moment, als er in seiner Bar im Herzen von Lugano den Espresso-Preis um 20 Rappen auf 2.20 Franken erhöhte. «Ja, ein paar Gäste waren wütend. Am Ende aber haben sie den Ärger heruntergeschluckt und verstanden. Und wie man sieht: Unsere Bar gibt es immer noch.»

Die Verlustangst der Tessiner Kaffeebarbesitzer hat in den letzten Jahren eine Preiserhöhung nicht zugelassen. Der Druck wegen des aktuellen Rohstoff-Engpasses und die damit steigenden Kosten könnten dieses Mal aber stärker sein und dazu führen, dass der Tessiner Kaffee bald nicht mehr so wenig kostet. Eines ist sicher: Auch wenn der Espresso im Tessin künftig drei Franken kosten würde, wäre das immer noch deutlich weniger als in der Deutschschweiz, wo man im Schnitt rund 4.20 Franken zahlt.

Rendez-vous, 28.06.2022, 12:30 Uhr

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