Was sie macht, kann sie nicht alleine machen: Charlotte Aichholz ist die wissenschaftliche Leiterin des Projekts «Mit vereinten Gärten». Ihr zur Seite stehen Tausende freiwillige Hobbygärtnerinnen und -gärtner. Sie alle wollen dazu beitragen, Salatsorten zu züchten, die resistent sind gegen Mehltau.
-
Bild 1 von 3. Charlotte Aichholz ist seit zehn Jahren Züchterin bei der Biosaatproduzentin Sativa im zürcherischen Rheinau. Nebst Salat fokussiert sie sich auf Mais und Federkohl. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 3. Wenn Salat weiterwächst, entstehen hüfthohe Salatstauden. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 3. Nach rund einem halben Jahr sind die Samen parat, mit denen neue Salate gezogen werden können. Bildquelle: SRF.
Das geht so: Charlotte Aichholz kreuzt zusammen mit ihrem Team bei der Biosaatgutproduzentin Sativa im zürcherischen Rheinau pro Jahr rund 60 Salatlinien. Das sind Salatsorten, die sich in Entwicklung befinden, also noch nicht fertig gezüchtet sind.
Die Samen senden sie an Freiwillige. Diese müssen über eine Beetfläche von mindestens fünf Quadratmetern verfügen. Die Hobbygärtnerinnen und -gärtner lassen die Samen keimen und pflanzen dann zwischen 40 und 140 Setzlingen.
«Mit vereinten Gärten» – dahinter stehen Sativa und die Stiftung Pro Specie Rara, die sich für den Erhalt alter und seltener Kulturpflanzensorten einsetzt – leitet die Freiwilligen an. Online können sie sich untereinander austauschen.
Die Freiwilligen melden zurück, wie sich die Salate entwickelt haben: Pro Testlinie müssen sie den Grad des Mehltaubefalls beurteilen. «Mit den Rückmeldungen von so vielen Menschen bekommen wir viel mehr Informationen über Zuchtlinien als wir alleine an einem Standort testen könnten», sagt Charlotte Aichholz, «so können wir Sorten mit besseren Eigenschaften selektieren.»
Robust gegen Mehltau
Vollkommen resistent gegen Mehltau sind die neu gezüchteten Salatlinien nicht. Charlotte Walser: «Wir versuchen durch ein möglichst gutes Abschneiden der Linien über ganz viele Standorte diejenigen Linien zu selektieren, die im Mittel gut sind.» Der Mehltau könne eine Pflanze durchaus noch infizieren, aber er bleibe an den unteren Blättern: «Das bedeutet, dass der Produzent den Salat abschneiden, die unteren Blätter abputzen und die oberen Blätter noch gut verkaufen kann.»
Wir haben auch Linien eingekreuzt, die vom Optischen vielfältig und vom Geschmack her potenziell besser sind.
Das Projekt richtet sich an den Biolandbau, wo Fungizide gegen Mehltau untersagt sind. Aber auch der konventionelle Landbau könne von der Robustheit der Pflanzen profitieren. Und: «Wir haben auch ältere Sorten eingekreuzt und Linien, die vom Optischen vielfältig und vom Geschmack her potenziell besser sind.»
Zwei neue Salatsorten
Bis jetzt sind aus dem Projekt «Mit vereinten Gärten» zwei neue Salatsorten hervorgegangen, die beim Sortenamt angemeldet sind. Auch die Namen «Green Queen» für den Kopfsalat und «Batirossa» für den Batavia entstanden gemeinsam mit der Community.
Dieses Jahr machen 1500 Freiwillige in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und den Niederlanden bei «Mit vereinten Gärten» mit. In den fünf Jahren, seit es das Projekt gibt, haben sich insgesamt 6700 Hobbygärtner und -gärtnerinnen beteiligt.
Beliebteste Salate | Menge Inland und Import (t) |
---|---|
Eisbergsalat | 33'750 |
Kopfsalat | 15'876 |
Endiviensalat glatt | 8322 |
Eichblattsalat | 5901 |
Endiviensalat gekraust | 5686 |
Batavia | 5632 |
Lollo | 5513 |
Zuckerhut | 4845 |
Nüsslisalat | 4227 |
Lattich | 2082 |
Quelle: SZG/ CCM/ CSO |
Laut Charlotte Aichholz seien die Rückmeldungen an «Mit vereinten Gärten» qualitativ gut: «40 Prozent der Personen, die von uns Saatgut erhalten, schicken uns wertvolle Daten zurück.» Das sei für ein Citizen Science Projekt eine gute Quote.