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Kampf gegen Plastikmüll Recycling bietet Chancen – ist aber nicht die alleinige Lösung

Derzeit ringen die UNO-Staaten um ein globales Abkommen, um Plastikmüll zu verringern. Im Fokus ist dabei das Recycling. Auch in der Schweiz erlebt es gerade einen Aufschwung.

Rund 800'000 Tonnen Plastikabfall entsteht in der Schweiz pro Jahr – etwa sechs Prozent davon landen bei InnoRecycling im Kanton Thurgau, dem nach eigenen Angaben grössten Entsorger und Wiederverwerter von Kunststoff in der Schweiz. Etwa 11'000 bis 12'000 Tonnen Plastikabfälle aus Haushalten verarbeitet das Unternehmen jährlich.

«Diese werden zuerst in Sortierwerken in etwa zehn verschiedene Kunststoffsorten sortiert», erklärt InnoRecycling-Chef Markus Tonner. «Den grössten Teil davon nehmen wir wieder zurück nach Eschlikon und machen daraus Granulate. Diese sind am Markt sehr gefragt.»

Für mich ist eine Plastikverpackung nicht Abfall, sondern eine Ressource.
Autor: Markus Tonner Chef von InnoRecycling

So entstehen aus gebrauchten Shampoo-Flaschen, Joghurtbechern und Verpackungsfolien neue Plastikrohre. Diese Wiederverwertung habe noch viel Potenzial, betont Tonner: «Für mich ist eine Plastikverpackung nicht Abfall, sondern eine Ressource – sofern sie in den richtigen Kanal kommt und wiederverwertet wird. Dieses Bewusstsein ist noch viel zu wenig bei uns Konsumenten angekommen.»

Ölproduzierende Länder setzen auf Plastik

Das Recycling von Plastik ausbauen und verbessern wollen auch die Produzenten von Plastik – aus einem anderen Grund allerdings: Erdöl kommt in der Klimakrise als Brennstoff immer mehr unter Druck. Um ihren Absatz trotzdem zu sichern, setzen die ölproduzierenden Länder auf die Plastikproduktion.

Die Länder müssten in die Entsorgung investieren – also verhindern, dass Plastik in der Natur landet – und das Recycling ausbauen. Doch Recycling von Plastik ist nur begrenzt möglich: Anders als bei der Glasflasche, die nach dem Recycling wieder zur Glasflasche wird, kann eine Lebensmittelverpackung aus Plastik auch im besten Recyclingprozess nicht wieder zur Lebensmittelverpackung werden, sondern eben nur zu einem Plastikrohr.

Plastikmüllberg In Nairobi
Legende: Ein weltweit verbindliches Abkommen könnte Plastikmüll drastisch reduzieren und somit auch die schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt und menschliche Gesundheit verringern. In der kenianischen Hauptstadt Nairobi wird derzeit in der dritten Verhandlungsrunde über ein solches Abkommen verhandelt. James Wakibia/SOPA Images/LightRocket via Getty Images

Laut Selcuk Yildirim, Leiter der Forschungsstelle Lebensmittelherstellung und Verpackung an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, sind heute viele Lebensmittelverpackungen «Multi-Schicht-Materialien». Sie bestehen also aus etwa Aluminium und Polyethylen. Diese Schichten müssten voneinander getrennt werden, bevor man sie recyclen kann, sagt Yidirim: «Das ist ein sehr schwieriger Prozess.»

Einerseits versuche man, die gemischten Plastikprodukte mit chemischen Verfahren wieder in ihre Ursprungsstoffe aufzuteilen. Andererseits arbeite die Forschung an der Entwicklung von Monolayern, also von Verpackungsmaterial aus nur einem Stoff.

Das sei – auch wenn es dereinst gelinge – beides sehr energieaufwändig und entsprechend mit hohem CO₂-Ausstoss verbunden, betont Joëlle Hérin, Expertin für Konsumsysteme von Greenpeace.

Hahn zudrehen statt aufwischen

Hérin fordert, dass gleich bei der Produktion von Plastik und nicht erst beim Recycling angesetzt wird. «Wenn die Badewanne überläuft, greift man nicht als Erstes zum Wischmopp. Man schaltet das Wasser ab.» Die Wirtschaft müsse auf Mehrwegverpackungen und langlebige, reparierbare Produkte umstellen, statt auf Einweg- und Wegwerfmaterialen zu setzen.

Konkret müsse die UNO die Länder im Plastikabkommen verpflichten, bis 2040 ihre Plastikproduktion um 75 Prozent zu reduzieren, fordert Greenpeace. So konkret wird die offizielle Schweiz nicht. Sie gehört an den Verhandlungen der UNO in Nairobi aber zu den «hoch ambitionierten» Ländern.

Derweil wächst auch hierzulande der Plastikkonsum trotz wachsenden Recyclingquoten weiter an.

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