Schweizer Zoos und Tierparks sind Publikumsmagnete: Millionen Menschen besuchen sie jedes Jahr. Doch die Erlöse aus Eintritten reichen - dort, wo solche verlangt werden - in der Regel kaum für die Finanzierung des laufenden Betriebs, geschweige denn für Investitionen. «ECO» hat sich zwei Zoos und einen Tierpark näher angesehen.
Walter Zoo, Gossau (SG)
Gegründet 1961 befindet sich der Tierpark, der als gemeinnützige Aktiengesellschaft firmiert, mehrheitlich in Familienbesitz. Karin Federer, Zootierärztin und Zoodirektorin, ist bestrebt, die jährlichen Betriebskosten aus eigener Kraft zu decken.
Das gelang in den vergangenen Jahren recht gut. Der notwendige Umsatz (2019: 7 Millionen Franken) wird vor allem aus Eintritten und der Gastronomie generiert. Die Stadt Gossau subventioniert den Tierpark derzeit pro Jahr mit 150'000 Franken. Das sind lediglich zwei Prozent vom Umsatz.
Was Investitionen in neue Gehege oder die Besucherinfrastruktur betrifft, ist der Zoo vollständig von Sponsoren, Spenden und weiteren Drittmitteln abhängig. Diese fliessen ihm unter anderem regelmässig vom Gönnerverein mit rund 1800 Mitgliedern zu. Der Verein und eine Stiftung haben sich jüngst an der Finanzierung einer neuen Anlage für den roten Panda beteiligt. Baukosten: 500'000 Franken.
Zoo Basel
Der Basler Zolli (Gründungsjahr: 1874) ist der älteste Schweizer Zoo. Pro Jahr besuchen ihn eine Million Menschen. Die nicht-gewinnorientierte - und damit auch steuerbefreite - Aktiengesellschaft befindet sich im Eigentum von rund 1700 Aktionären.
Der Zoo Basel kann die Kosten für den laufenden Betrieb längst nicht mit Eintritten und weiteren Erlösen (Gastronomie, Zooshop) decken. Es resultiert pro Jahr jeweils ein strukturelles Defizit von mehreren Millionen Franken. Für Finanzchef Marc Riggenbach geht es deshalb vor allem darum, dieses nicht zu vergrössern.
Allerdings schafft es der Zoo Basel, Spenden und finanzielle Zuwendungen von mehreren Millionen Franken zu sammeln. Regelmässig erbt der Basler Zolli sogar Nachlässe in Millionenhöhe.
Bislang geht die Rechnung auf - und es sind auch genügend Mittel da, um in neue Anlagen zu investieren. Zur Seite steht dem Unternehmen zudem ein grosser Freundeverein, der das Unternehmen sowohl finanziell als auch mit freiwilliger Arbeit unterstützt.
Natur- und Tierpark Goldau (SZ)
Der Tierpark Goldau (Gründungsjahr 1925) hat sich auf heimische und europäische Wildtiere spezialisiert. Träger für den laufenden Betrieb ist in diesem Fall ein Verein. Die langfristige finanzielle Sicherheit des KMU stellt die Stiftung Tierpark Goldau sicher. Der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr betrug rund 12 Millionen Franken. Davon waren etwa 2 Millionen Spenden und eine 1 Million Beiträge der Vereinsmitglieder.
Subventionen erhält Goldau keine. Über die Spenden finanziert der Tierpark wie Basel und der Walter Zoo seine Investitionen in die Anlagen und die Besucherinfrastruktur.
Wohlwollen in der Öffentlichkeit
Schweizer Zoos und Tierparks haben in der Öffentlichkeit einen guten Ruf. Das hat eine repräsentative Umfrage des Instituts Forsa kürzlich gezeigt. Solange dies so bleibt, dürften auch die notwendigen Spenden an die Unternehmen fliessen.
Sollte die öffentliche Meinung einmal kehren, wird sich dieses Geschäftsmodell nicht mehr halten lassen. Die meisten Zoos dürften dann über kurz oder lang vom Markt verschwinden.