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Kehrtwende bei Rohstoffkonzern Glencore lagert Kohlegeschäft doch nicht aus

Der Zuger Rohstoffkonzern hat im vergangenen November bekannt gegeben, die Mehrheit der Kohlesparte des kanadischen Konkurrenten Teck zu übernehmen, mit der Absicht, das Kohlegeschäft abzuspalten. Aktionäre und Verwaltungsräte wollen sich nun aber doch nicht von der Kohle trennen.

Glencore-Chef Gary Nagle kommentierte die Kehrtwende des Zuger Rohstoffgiganten trocken. Man behalte das Kohlegeschäft. Es habe einen deutlichen Wandel gegeben beim Appetit des Aktionariats auf diesen Rohstoff, sagte Nagle in einem Call mit Investoren. Der Verwaltungsrat sei zum gleichen Schluss gekommen.

Das Kohlegeschäft ist und bleibt somit zentral für Glencore. Es spült Milliardengewinne in die Konzernkassen, mehr als alle anderen Rohstoffe.

Investoren sind wegen Kohlegeschäft zurückhaltend

Allerdings: Die Kohle hält viele Pensionskassen und Banken wegen deren Klimaauflagen davon ab, in den Rohstoffgiganten aus Baar zu investieren.

Gary Nagle wollte dem mit einem kühnen Plan entgegenwirken: Glencore übernimmt die Mehrheit der Kohlesparte des kanadischen Konkurrenten Teck .

Luftaufnahme eines Tagebaus mit Erdarbeiten.
Legende: Zu einträglich, um abgestossen zu werden: Drohnenbild der Kohlemine Mount Owen von Glencore in Ravensworth, Australien. REUTERS/Loren Elliott

Die Idee: Das so noch grössere, gemeinsame Kohlegeschäft bis 2026 in ein eigenständiges Unternehmen auszugliedern und an die Börse zu bringen. Glencore sollte sich also von der Kohle trennen, sich aufs Metallgeschäft konzentrieren und damit ein wichtiger Rohstofflieferant für die die Energiewende sein.

Doch: Eine grosse Mehrheit der Aktionärinnen und Aktionäre hat sich gegen diese Pläne ausgesprochen. Sie wollen das lukrative Kohlegeschäft behalten.

Gewinne aus Kohle als sichere Rendite

Sie sind überzeugt, dass Glencore auf das Geld aus dem Kohlegeschäft angewiesen ist, um das Geschäft mit Metallen wie Kupfer ausbauen zu können – und um den Aktionären weiterhin eine gute Rendite zu sichern. Auf diese Argumentation ist der Verwaltungsrat von Glencore nun eingeschwenkt.

Einschätzung: «Die Strategie hätte aufgehen können»

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Gary Nagle hat zwar eine herbe Niederlage einstecken müssen. Aber die Strategie hätte aufgehen können. Eigentlich wollte er den Konkurrenten Teck komplett übernehmen, auch dessen Metallgeschäft. Dann hätte Glencore im Kohle- aber auch im Metallgeschäft weltweit ganz weit oben gestanden.

Die kanadischen Eigner wehrten sich aber dagegen, er konnte allein die Kohlesparte übernehmen. Aber auch allein die Abspaltung hätte viel Geld in die Glencore-Kasse gespült. Dass die Aktionäre nun nichts von dem Deal wissen wollen, bindet ihn zurück.

An der letzten Generalversammlung haben sich zwar 90 Prozent der Aktionärinnen und Aktionäre für die Klimastrategie des Konzerns ausgesprochen. Bei der konkreten Umsetzung über die Abspaltung der Kohle ist der Widerstand mehr und mehr gewachsen.

Der Glencore-Chef hat heute früh zwar gesagt, dass das Aktionariat überzeugt sei, dass der Konzern die Umweltauflagen rund um Kohle besser einhalten könne, wenn das Geschäft nicht ausgelagert werde. Aber ich denke: Die Aktionäre wollen vor allem weiter kurzfristig viel Geld verdienen mit Kohle – langfristige Klimastrategien treten in den Hintergrund.

Konzern-Chef Gary Nagle hat betont, dass das Aktionariat weiter an der seiner Klimastrategie festhalte. Zudem liess er durchblicken, dass auch die Vorbehalte vor allem europäischer Investoren wegen des Kohlegeschäfts kleiner würden: «Ein grosser Teil der Stimmen, die das Kohlegeschäft weiterhin bei Glencore sehen wollten, kommen von europäischen Investoren», so Nagle.

Glencore war schon bis jetzt einer der weltgrössten Exporteure von Kohle für die Energiegewinnung. Mit dem Zukauf der Teck-Kohle ist der Konzern nun auch einer der weltweit grössten Exporteure von Kohle für die Stahlproduktion.

Und mit dieser Wende steht Glencore nicht alleine da. Auch bei anderen Konzernen wie Shell oder BP sind die Anstrengungen, sich von fossilen Energieträgern zu trennen, weit in den Hintergrund gerückt.

Rendez-vous, 07.08.2024, 12:30 Uhr

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