Zum Inhalt springen

Keine Panik Schweizer Unternehmen rüsten sich für den Brexit

Niemand weiss, wie der Brexit vonstatten gehen wird. Schweizer KMU bereiten sich auf alle Eventualitäten vor.

Das Verhältnis zwischen Grossbritannien und der Schweiz ist eng, für die Wirtschaft ist die Insel der viertwichtigste Handelspartner. Und dies soll auch so bleiben, trotz aller Wirren um den Brexit.

Schweizer KMU blicken nach wie vor positiv auf den britischen Markt. Die Neue Holzbau AG in Lungern in Obwalden hat vor fünf Jahren in Grossbritannien ein Büro eröffnet. «England ist der Holzmarkt für Europa. Etwa tausend holzaffine Architekten sind in England tätig. Und die wiederum haben weltweit Projekte. Das ist für uns Schweizer eine Chance», sagt Geschäftsführer Bruno Abplanalp.

Er weiss zwar, dass es wegen dem Brexit zu Verwerfungen kommen wird. Aber Abplanalp glaubt an die eigenen Stärken. «Wir überzeugen mit höchster Qualität. Wir liefern pünktlich.» Bruno Abplanalp und sein Team bauen gewaltige Holzkonstruktionen. Das Spezielle dabei: Es ist wie grosses IKEA, die Teile sind so konstruiert, dass sie auf der ganzen Welt einfach zusammensetzbar sind. «In unserer Nische kommt es auch nicht auf jeden Franken an.»

Zollformalitäten als Problem

Im Verzollungsbüro der Spedition Müller-Gysin AG in Münchenstein stapeln sich die Papiere zu halbmeterhohen Türmen. «Das papierlose Büro hat bei uns leider noch nicht Einzug gehalten» meint Geschäftsführer Thomas Baumann. Verzollungen sind aufwändig, es gibt viele Formulare, die Prozesse sind nicht digitalisiert. Genau dies macht Baumann bezüglich Brexit Sorgen.

«Verzollungstechnisch würde sich für die Schweiz nichts ändern, wir müssen jetzt schon verzollen». Wenn aber alle Lastwagen aus der EU beim Knotenpunkt im britischen Dover ebenfalls einen Zollstopp einlegen müssten, sei das Chaos vorprogrammiert.

«Man weiss, dass in England dann 110 Millionen mehr Verzollungen durchgeführt werden müssten». Riesige Staus würden Realität. «Es wird dann mehrere Tage dauern, bis die Güter verzollt werden.» Das kostet Geld und wird Schweizer Produkte in Grossbritannien teurer machen.

Lager aufbauen

Teurer würden auch die Kaffeemaschinen von Jura. CEO Emanuel Probst will sich auf dieses Szenario vorbereiten. «Was wir machen können, ist das Lager in England zu füllen. Wir werden dieses im Januar und Februar aufbauen. Damit haben wir eine Autonomie von sechs bis zwölf Monaten.»

Mittelfristig ist auch Probst zuversichtlich, was den Markt in Grossbritannien betrifft: «Wir sind in den letzten zwei Jahren insgesamt über 30 Prozent gewachsen». Dies, obwohl bereits das Brexit-Referendum zu einer Abschwächung des Pfundes geführt hat.

Bund hat Hausaufgaben gemacht

Jan Atteslander vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse sieht die Schweizer Wirtschaft gut vorbereitet. Auch die Politik habe ihre Hausaufgaben gemacht und eine Art bilateralen Vorvertrag mit den Briten ausgearbeitet. Damit der Handel reibungslos weiterläuft.

«Da hat ein sehr konstruktiver und intensiver Austausch stattgefunden, der jetzt auch zu diesen Papieren und ersten Designs künftiger Abkommen geführt hat.» Ob der Brexit kommt, und wenn ja, in welcher Form, weiss niemand. Die Schweizer KMU sind auf alle Fälle vorbereitet.

Meistgelesene Artikel