Zum Inhalt springen

KI-Kurse für den Berufsalltag «Jedes KI-Tool ist nur so gut wie sein Nutzer»

Der Umgang mit Künstlicher Intelligenz will gelernt sein. Zum Schutz des eigenen Arbeitsplatzes, aber auch zum Schutz des Unternehmens.

Worum geht es? Eine Präsentation erstellen, eine Webseite kreieren und den Geschäftsbericht zusammenfassen – mit einem sogenannten Prompt, also einer Anweisung an das KI-Modell, liefern digitale KI-Helferlein wie ChatGPT, Copilot und Co. innert wenigen Sekunden einen Vorschlag. Was im ersten Moment magisch klingt, hat auch seine Tücken. Denn KI richtig zu nutzen, erfordert Wissen und Übung.

Wie KI-begeistert sind Schweizer Angestellte? Eine von Ernst & Young durchgeführte Studie zeigt, dass sich 76 Prozent der 500 befragten Angestellten als KI-begeistert bezeichnen. Bemerkbar macht sich das etwa beim Institut für berufliche Aus- und Weiterbildung (IBAW). Innerhalb von zwei Jahren zeichnet sich eine Vervierfachung der Anmeldungen bei KI-Kursen ab. Ähnlich hohe Zuwachsraten weisen auch verschiedene Schweizer Hochschulen auf. Zu Recht, findet Maher Hamid, der am IBAW Schulungen zum Thema anbietet. «Verwendet man KI nicht, könnte man über kurz oder lang seinen Job verlieren. Vor allem, wenn die Tätigkeiten sehr viel Routine beinhalten.» Mit KI-Tools erhöhe man seine Produktivität und könne länger im Beruf bleiben.

Bieten Schweizer Unternehmen genügend KI-Schulungen an? Bei unternehmensinternen Angeboten scheint es noch zu hapern. Fast zwei Drittel der von Ernst & Young befragten Angestellten glauben, dass ihr Unternehmen nicht genügend Schulungen anbietet.

Welche Risiken bergen ungenügende KI-Schulungsangebote für Unternehmen? Das birgt grosse Gefahren, warnt der Studienautor: «Wenn Unternehmen keine KI-Schulungen anbieten, fangen die Mitarbeitenden an, KI nach eigenem Gutdünken zu verwenden. Das sind genau solche Fälle, in denen interne Daten oder Kundeninformationen irgendwo landen, wo man keine Kontrolle mehr über sie hat», sagt der Leiter Künstliche Intelligenz bei Ernst & Young, Adrian Ott.

Woran liegt es, dass Unternehmen nicht ausreichend KI-Schulungen anbieten? «Unternehmen können oftmals noch gar nicht abschätzen, in welchen Bereichen und bei welchen Tätigkeiten KI für sie relevant sein wird», erklärt Danielle Lützelschwab vom Arbeitgeberverband. «Erst, wenn man weiss, welche Fähigkeiten in Zukunft gefordert sein werden, kann man sich Gedanken dazu machen, welches das beste Weiterbildungsangebot ist – sei es intern oder von einem externen Anbieter.» Doch selbst wenn Unternehmen KI-Schulungen anbieten, stehen sie vor der Herausforderung der Schnelllebigkeit. «Was heute gelehrt wird, kann morgen schon wieder veraltet sein», sagt Ott.

Das Schlimmste als Unternehmen ist es, gar nichts zu tun.
Autor: Adrian Ott Leiter Künstliche Intelligenz Ernst & Young

Was rät der Experte den Unternehmen? Das Schlimmste sei es, gar nichts zu tun. «Als Unternehmen ist es ratsam, seinen Mitarbeitenden eine KI-Plattform zur Verfügung zu stellen, bei der man weiss, dass sie mit dem Schweizer Datenschutzgesetz vereinbar ist und Daten nicht irgendwo ins Ausland abfliessen.» Auf dieser Plattform könnten Angestellte dann auch entsprechend geschult werden, empfiehlt Adrian Ott.

Sind menschliche Fähigkeiten in Zukunft überhaupt noch gefragt? Menschliche Kreativität und langjährige Erfahrung und Expertise würden auch in Zukunft noch gefragt sein, ist sich Maher Hamid sicher. «Denn jedes KI-Tool ist nur so gut, wie sein Nutzer. Wer in der Lage ist, KI perfekt für sich zu nutzen und für die eigenen Bedürfnisse zu trainieren, bleibt auch künftig ein wertvoller Mitarbeiter.»

10vor10, 18.7.2025, 21:50 Uhr

Meistgelesene Artikel