Am Montag ist die jährliche Sommerklimakonferenz der UNO in Bonn gestartet. In den technischen Verhandlungen werden die Weichen für die Konferenz im brasilianischen Belem im November gestellt. Offiziell nicht mehr dabei sind erstmals die USA. Dabei geht es unter anderem darum, ob und wie die wohlhabenden Länder den Globalen Süden mit mehr Geld für den Klimaschutz unterstützen. Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann zu den wichtigsten Fragen, die sich in Bonn stellen.
Was ist von der Bonner Konferenz zu erwarten?
Hier müssen die Verhandlungen so vorbereitet werden, dass in Belem Entscheide gefällt werden können. Bonn ist auch ein Gradmesser dafür, wie stark sich die Länder beim Klimaschutz noch multilateral engagieren wollen. Die Länder des Globalen Südens erwarten Signale aus den wohlhabenden Ländern, dass bald deutlich mehr als die in Baku 2024 vereinbarten 300 Milliarden Dollar pro Jahr an Unterstützung für den Kampf gegen den Klimawandel zu ihnen fliessen. Zudem besteht die Hoffnung, dass bald mehr Länder wie vorgesehen ein neues verschärftes Klimaziel bei der UNO einreichen. Bis zur offiziellen Frist von Ende Februar haben dies erst gut 20 Länder – unter ihnen die Schweiz – von fast 200 getan.
Erstmals sind die USA nicht mehr dabei – wie zeigt sich das?
Die USA sind der historisch grösste Emittent von klimaschädlichem CO₂, und sie waren in den letzten Jahren ein entscheidender Akteur bei den Verhandlungen. Die US-Delegation hat jeweils mit sehr viel Expertise und politischem und finanziellem Druck auf Fortschritte gedrängt, solange diese mit der eigenen Innenpolitik vereinbar waren. Beobachterinnen und Beobachter hoffen, dass die EU und China zumindest teilweise in die Lücke springen, die Washington hinterlässt. Ganz aus dem globalen Klimaschutz verabschiedet haben sich die USA dennoch nicht. Es gibt eine ganze Reihe von Bundesstaaten, Städten und Unternehmen, die sich weiterhin aktiv engagieren.
Die geopolitischen Spannungen scheinen derzeit grösser denn je – lassen sich da noch Kompromisse fürs Klima schmieden?
In den letzten Jahren sind Klimakonferenzen unter anderem an der Geopolitik oft fast gescheitert, aber nie ganz. Am Schluss reichte es zu Kompromissen, die allerdings mager ausfielen. Ein Ziel des Pariser Abkommens, die Erderwärmung möglichst auf 1.5 Grad zu begrenzen bis Ende des Jahrhunderts, ist deshalb faktisch unterdessen ausser Reichweite. Trotzdem hat das Abkommen von 2015 einiges in Gang gebracht: Ging man vor zehn Jahren noch davon aus, dass sich das Klima um rund 5 Grad erwärmt, rechnet man heute mit rund 3 Grad. Und allen geopolitischen Verwerfungen zum Trotz schreitet die globale Energiewende voran – laut den neuesten Zahlen der Internationalen Energieagentur IEA investieren die Staaten heute doppelt so viel in klimafreundliche als in fossile Energien.
Welche Rolle spielt die Schweiz?
Die Schweiz ist an den UNO-Klimaverhandlungen jeweils mit einer relativ kleinen, aber vergleichsweise einflussreichen Delegation dabei. Sie führt eine Verhandlungsgruppe an, zu der auch Georgien, Liechtenstein, Mexiko, Monaco und Südkorea gehören. Vorschläge, auf die sich diese heterogene Gruppe einigt, finden im Plenum oft Gehör. Die Schweiz setzt sich stark für Transparenz im Klimaprozess und für klare Regeln ein. Es ist umstritten, ob die wohlhabende Schweiz derzeit genügend beiträgt zur oben erwähnten internationalen Klimafinanzierung. Die Klimaziele der Schweiz werden von Expertinnen und Experten meist als zu wenig ambitioniert qualifiziert.