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Klimafreundlicher ÖV Umstieg auf Elektrobusse: Der Wille ist da, das Geld fehlt

Verschiedene ÖV-Betriebe wollen grosse Teile ihrer Diesel-Flotte ersetzen. Dafür fordern sie Unterstützung vom Bund.

Eigentlich steht der öffentliche Verkehr recht gut da. Das zeigen Zahlen des Informationsdienstes für den öffentlichen Verkehr Litra. Nur vier Prozent der CO2-Emissionen des gesamten Verkehrs gehen demnach auf das Konto des ÖV. Stellt man das ins Verhältnis zur erbrachten Verkehrsleistung, sieht das Bild noch vorteilhafter aus. Ein grosser Teil des öffentlichen Verkehrs ist bereits elektrifiziert: die Eisenbahn, Trams, Trolley-Busse.

Dennoch brauche es weitere Anstrengungen, sagt Martin Candinas, Litra-Präsident und CVP-Nationalrat aus Graubünden: «Unsere ÖV-Unternehmen sind sehr innovativ. Sie haben fast alle Pilotprojekte begonnen. Irgendwann ist der Zeitpunkt einfach da – und wir meinen, das ist jetzt –, dass man aus diesen Pilotprojekten richtige Projekte macht.»

50 Prozent höhere Anschaffungskosten

Aber das geht ins Geld. Allein die Anschaffungskosten fallen ins Gewicht. Sie sind bei Elektrobussen bis 50 Prozent höher als bei Diesel-Bussen. Weitere Kosten kommen hinzu, etwa für Ersatzbatterien, ganz zu schweigen von den Kosten, um die Lade-Infrastruktur aufzubauen. Den Verkehrsbetrieben fehle dieses Geld, sagt Candinas. «Die Unternehmen sagen ganz klar, dass es Unterstützung gibt, vor allem für Pilotprojekte. Aber es gibt keine Unterstützung für die richtige Umstellung.»

Geld fehlt auch, weil die Einnahmen der Verkehrsbetriebe während des Corona-Lockdowns weggebrochen seien. Deshalb seien Kantone und Gemeinden gefordert, aber auch der Bund. «Wir sind im Moment auch in der Diskussion um das CO2-Gesetz. Da gibt es den Klimafonds, in dem wir fast eine Milliarde Franken drin haben werden. Hier gibt es Möglichkeiten, und der ÖV-Bereich ist ein wichtiger Bereich, in dem wir mit wenig Geld viel Nutzen schaffen können.»

90 Prozent Diesel-Busse

Das Potenzial bei den Bussen mit Blick auf den Ausstoss von Klima-schädigenden Emissionen sei gross. Denn heute würden noch fast 90 Prozent aller Busse in der Schweiz mit Diesel betrieben, sagt Litra-Präsident Candinas. Die Botschaft der Verkehrsunternehmen an den Bund ist also klar. Und das nicht erst seit heute.

Bereits im Frühling 2019 forderte das Parlament den Bundesrat auf, er solle ausloten, wie Elektrobusse verstärkt gefördert werden könnten. Der Bericht dazu soll im Herbst veröffentlicht werden. Der Bund steht dem Anliegen der Verkehrsbetriebe positiv gegenüber: Ein Vertreter des Bundesamts für Energie sagt heute, Batterie-Busse seien klar im Vorteil bei den CO2-Emissionen.

Rendez-vous vom 17.8.2020

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