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Klimaschutz bei Gebäuden Fragliches Sparvorhaben des Bundes bei Gebäudesanierungen

Der Bundesrat will das Gebäudeprogramm streichen. Die Konsequenzen für den Klimaschutz wären einschneidend.

Was ist das Gebäudeprogramm? Das Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen fördert seit 2010 energetische Sanierungen, um den CO₂-Ausstoss und den Energieverbrauch zu reduzieren. Konkret erhalten Hausbesitzerinnen und -besitzer Fördergelder, wenn sie ihre Fassaden besser isolieren und/oder die alte Öl- oder Gasheizung zum Beispiel mit einer klimafreundlichen Wärmepumpe ersetzen. Pro Jahr geben Bund und Kantone gut 300 Millionen Franken an Fördergeldern aus. Aktuell wird pro Jahr rund ein Prozent der Schweizer Gebäude energetisch saniert. Um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen, müsste das Tempo deutlich erhöht werden.

Arbeiter heben Glasfenster mit Kran auf Balkon.
Legende: Wer die Fassade des eigenen Hauses besser isoliert, wird von der öffentlichen Hand unterstützt. KEYSTONE/Gaetan Bally

Warum stellt der Bund Fördergelder infrage? Im Rahmen des Entlastungspakets 27 hat der Bundesrat angekündigt, auch das Gebäudeprogramm zu streichen. Auf das Förderprogramm könne verzichtet werden, sagen Kritikerinnen und verweisen auf eine Untersuchung der Eidgenössischen Finanzkontrolle aus dem Jahr 2024. Diese kam zum Schluss, dass beim Gebäudeprogramm erhebliche «Mitnahmeeffekte» bestünden, dass also Hausbesitzerinnen und -besitzer von Fördergeldern profitieren, obschon sie ohnehin eine Sanierung vorgenommen hätten. Gegen die Streichung des Gebäudeprogramms wehren sich die betroffene Branche und kantonale Energiefachstellen mithilfe einer neuen Studie, die den volkswirtschaftlichen Nutzen des Gebäudeprogramms untersucht hat.

Was zeigt die neue Studie? Sie zeigt auf, dass sich das Gebäudeprogramm lohnt. Stefan Batzli, Geschäftsführer der Aeesuisse, des Verbands der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz, betont: «Jeder Förderfranken wirkt mehrfach bei der Bruttowertschöpfung. Er generiert zusätzliche Steuereinnahmen, er schafft Arbeitsplätze und er reduziert die Umweltkosten deutlich.» Laut der Studie lösen Fördergelder von 315 Millionen Franken eine Bruttowertschöpfung von rund 1.6 Milliarden Franken aus. Wenn man in Betracht zieht, dass auch ohne Fördergelder investiert würde (Referenzszenario) und dass die Energiebranche Verluste hinnehmen muss, resultiert unter dem Strich nach wie vor eine Bruttowertschöpfung von 535 Millionen Franken.

Würden Hauseigentümerinnen und -eigentümer nicht ohnehin sanieren? Die sogenannten Mitnahmeeffekte hat die Studie auch untersucht. Dabei kommen die Autorinnen und Autoren zum Schluss, dass auch bei sehr hohen Mitnahmeeffekten von 75 Prozent die eingesparten Umweltkosten deutlich höher lägen als die Fördergelder. Energieberater Stefan Haas von der Firma Effienergie betont zudem, dass viele Hauseigentümerinnen und -eigentümer zwar ohnehin sanieren würden, dass sie dies dank den Fördergeldern aus dem Gebäudeprogramm jedoch früher täten als sonst. Das sei sehr wichtig, ergänzt der Energieberater, da beim Klimaschutz jedes Jahr zähle.

Wie geht es weiter mit dem Gebäudeprogramm? Heute publiziert der Bundesrat die Botschaft zum Entlastungspaket 27. Darin wird die Streichung des Gebäudeprogramms voraussichtlich enthalten sein. Die Branche hofft, dass sie das Förderprogramm im parlamentarischen Prozess zumindest teilweise retten kann. Dazu wird sie mit der hier erwähnten Studie argumentieren. Stefan Batzli von Aeesuisse betont zudem, dass es auch alternative Möglichkeiten der Finanzierung gäbe. So könnte zum Beispiel auch die CO₂-Abgabe erhöht und dafür verwendet werden.

Nutzen eines Förderfrankens – volkswirtschaftliche Effekte des Gebäudeprogramms

Echo der Zeit, 18.9.2025, 18 Uhr

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