Roberta Boscolo ist sich sicher: Der heisse, trockene Sommer habe vielerorts auf der Welt Probleme geschaffen: beim Anbau von Lebensmitteln oder beim Transport. Boscolo ist wissenschaftliche Leiterin am Hauptsitz der Weltorganisation für Meteorologie WMO in Genf.
Es ist, als ob das Wetter auf Steroiden wäre.
Am Hauptsitz hat die Fachfrau Zugriff auf Wetter- und Klimadaten der letzten Jahrzehnte und gar Jahrhunderte. Und sie macht sich Sorgen: «Es ist, als ob das Wetter auf Steroiden wäre, gedopt von diesen Temperaturen, die immer stärkere Extremereignisse wie Überschwemmungen, Trockenheit oder Brände auslösen.»
Roberta Boscolo rechnet vor: Hat die Atmosphäre eine um ein Grad höhere Temperatur, kann sie sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Und diese entlädt sich oft in Starkniederschlägen, die sich häufen.
Der Meeresspiegel wiederum steigt einerseits wegen der Eisschmelze an den Polen, aber auch, weil das Meer viel Wärme aufnimmt. Und was warm ist, dehnt sich aus. Die Folgen dieser Wetterprozesse gefährdeten die Transportinfrastruktur nachhaltig.
«Die Daten, um solche extreme Wetterphänomene besser vorherzusagen und einzuschätzen, sind eigentlich vorhanden», sagt die Spezialistin der WMO. Das Problem sei, dass sie oft nicht für alle verfügbar seien. «Die Daten müssen für alle zugänglich sein. Und es braucht eine Übersetzung dieser Daten, damit sie einfacher interpretiert werden können.» So könnten die Menschen rund um den Globus auch ihre Schlüsse aus den Wetterdaten ziehen.
Weather Enterprise: Daten für alle
Insbesondere ärmere Länder können sich kaum teure Analyse-Infrastrukturen leisten, gibt Roberta Boscolo zu bedenken. Deshalb will sie auf eine Kooperation von Staaten und Privaten setzen: die Weather Enterprise.
«Die Idee ist, dass sämtliche Organisationen weltweit zusammenarbeiten und die ganze Welt mit Wetterdaten versorgen, um so die Auswirkungen solcher Wetterphänomene zu reduzieren.»
Das Ziel müsse sein, einerseits die Welt widerstandsfähiger zu machen, wenn sie davon betroffen sei. Andererseits müssten Starkniederschläge, Trockenheit und Sturmwinde früher vorhergesagt werden können, damit man sich davor schützen könne.
Der Internationale Währungsfonds IWF setzt ebenfalls auf Daten, um die Länder besser auf immer extremere Wetterereignisse vorzubereiten. IWF-Forscher Robin Koepke setzt dabei auf die Plattform Portwatch.
Das Tool analysiert Schifffahrtswege und Wetterdaten. «Davon profitieren einerseits Welthäfen wie Rotterdam oder Shanghai», erklärt Ökonom Robin Koepke. Vor allem soll die Plattform aber kleinen Inselstaaten zugutekommen. Sie sind einerseits von Wetterphänomenen direkt betroffen. Gleichzeitig sind sie auf den Import von Handelsgütern angewiesen, der durch Wetterphänomene gefährdet sein kann.
Robin Koepke vom IWF und Roberta Boscolo von der WMO hoffen, mit Datenanalysen die Folgen des Klimawandels mit immer extremeren Wetterphänomenen besser in den Griff zu bekommen. Die Ursachen des Klimawandels können sie damit aber nicht angehen.