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Konjunktur in der Schweiz Das steckt hinter den zurückhaltenden Konjunkturprognosen

Die Expertinnen und Experten sind sich weitgehend einig: Wegen der Zusatzzölle von US-Präsident Donald Trump hat die Schweizer Wirtschaft zu kämpfen. Aktuell trifft es vor allem die Exportindustrie. Doch dabei wird es kaum bleiben. Auch für die Konsumentinnen und Konsumenten trübt sich der Ausblick ein. Allgemein macht sich Verunsicherung breit.

Der Unsicherheitsfaktor USA

Die grösste Konstante dabei ist – ironischerweise, dass sich die Lage dauernd ändert. Klar ist eigentlich nur: Es bleibt ungewiss, was bei Trumps Handelskonflikt herauskommt. Diese Unsicherheit belastet.

Nehmen wir an, es bleibt bei den 10-prozentigen Zusatzzöllen, die aktuell für viele Importe in die USA gelten. Nehmen wir also an, der Handelsstreit eskaliert vorläufig nicht weiter. Dann sieht es gar nicht so schlecht aus für die Konjunktur.

Die Ökonominnen und Ökonomen der ETH-Kon­junkturforschungs­stelle KOF erwarten dann ein leichtes Wirtschaftswachstum – dieses und nächstes Jahr. Ähnlich sehen es die Fachleute des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco.

Die Warnung

Aber KOF und Seco warnen: Wenn der Handelsstreit eskaliert, und das ist sehr wohl möglich, wird es schwierig. Es fängt an mit dem Verhalten der Unternehmen: In den letzten Monaten konnten viele Exportfirmen – etwa in der Pharmaindustrie – weiterhin im grossen Stil in die USA liefern.

Das haben sie auch getan, gerade weil sie wussten: Es lohnt sich, rasch zu handeln, bevor die drohenden Zusatzzölle greifen. Im Fachjargon heisst das Phänomen Vorzieheffekt. Anders gesagt: Der Schnellere gewinnt.

Doch dieses exportgetriebene Strohfeuer verlöscht. Mehr und mehr Firmen werden vorsichtig. Sie halten sich mit Investitionen zurück und stellen weniger bereitwillig als bislang Leute ein. Sie schauen auf die Absatzmärkte im Ausland, die sich abkühlen.

Das unabwägbare Risiko

Noch läuft es zwar im Inland, etwa in der Schweizer Bauwirtschaft, recht rund. Aber mit der Zeit überträgt sich der globale Abschwung auch auf die Nachfrage im Inland. Der private Konsum fängt an zu schwächeln. Und wenn schliesslich auch die Arbeitslosenzahlen merklich steigen, drückt das zusätzlich auf die Stimmung.

So breiten sich die handelspolitischen Schockwellen immer weiter aus im Wirtschaftssystem. Und am Ende trifft es alle, wenn auch viele nicht allzu stark. Soweit zum Ausblick unter der optimistischen Annahme, der Handelsstreit weite sich nicht dramatisch aus. Aber eben: Weitet er sich aus, wächst das Risiko einer Rezession.

Jan Baumann

Leiter Wirtschaftsredaktion

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Jan Baumann ist seit 2013 bei SRF tätig und leitet seit Anfang 2023 die Wirtschaftsredaktion von Radio SRF. Zuvor hatte er während rund zehn Jahren als Redaktor für die Zeitung «Finanz und Wirtschaft» gearbeitet, unter anderem als USA-Korrespondent.

Echo der Zeit, 16.06.2025, 18:00 Uhr

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