Bussen von insgesamt 1.3 Millionen Yuan habe er von Temu erhalten, sagt ein Kleiderproduzent gegenüber SRF News. Das sind umgerechnet über 150'000 Franken. Über die Plattform verkaufe er vor allem Damenmäntel. Pro Stück verdiene er rund 50 Rappen.
Ein Pfannenhersteller schätzt, dass er 20-30 Bestellungen pro Tag über Temu erhalte. Täglich gäbe es eine Busse.
Härtere Regeln als andere Billiganbieter
Die Hersteller bestrafen hat System. Hunderte Anbieter belagerten deshalb Ende Juli erneut die Büros des Onlinemarktplatzes. Sie forderten eine Änderung der Geschäftspraxis.
Der Kleiderhersteller sagt, er werde gebüsst, wenn eine Kundin eine negative Bewertung abgibt. Auch wenn ein Kleidungsstück zu lang oder zu kurz sei, zu gross oder zu klein, ständig werde er gebüsst.
Wie die anderen Produzenten verkaufe er seine Kleider auch auf anderen Plattformen wie Shein, Aliexpress und Amazon. Auf keiner der anderen Plattformen gäbe es so viele Strafen.
Temu gibt sich kulant
Temu schreibt auf Anfrage, man verhänge Strafen für Probleme mit der Qualität und der Einhaltung von Vorschriften bei Produkten. Und fügt an: «Obwohl Strafen notwendig sind, um einen qualitativ hochwertigen Marktplatz aufrechtzuerhalten, setzen wir uns für eine faire Durchsetzung und Streitbeilegung ein.»
Die Produzenten zeichnen ein anderes Bild. Die Plattform lasse sie im Dunkeln, warum es genau Strafen gäbe. Deshalb wüssten sie nicht, wie sie ihre Produkte verbessern könnten, um Bussen zu vermeiden.
Raue Preispolitik
Ein weiteres Ärgernis für die Produzenten sind die penetranten Aufforderungen, die Preise zu senken. Täglich erhalte er Meldungen und das sei irritierend, sagt der Pfannenhersteller. Andere Billig-Plattformen seien nicht so hartnäckig.
Die Aufforderung, Preisen zu senken, sei oft mit der Drohung verbunden, die Produkte würden bei Sucheranfragen schlechter platziert, beklagen die Hersteller.
Die Mehrheit der Händler habe mit den Richtlinien des Unternehmens Erfolg und profitiere von steigenden Umsätzen und positivem Kundenfeedback, schreibt Temu. Man sei sich bewusst, dass es bei einigen Händlern zu Problemen kommen könne, und man arbeite kontinuierlich daran, ihnen bei der Verbesserung ihrer Produktqualität zu helfen.
Scheidung wegen Temu
Das Gegenteil sei der Fall, meinen die Hersteller. Unter dem Preisdruck müsse er die Produktion anpassen, die Qualität leide, sagt der Pfannenhersteller. Dies wiederum hinterlasse bei den Kunden in Übersee einen schlechten Eindruck für Produkte «Made in China».
Der Kleiderfabrikant, der wegen der Preisdrückerei und der Bussenflut sein Auto verkaufen musste und einen Kredit auf sein Haus aufgenommen habe, will nichts mehr mit Temu zu tun haben. «Weil ich so viel Geld auf Temu verloren haben, will sich meine Frau scheiden lassen.»