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Konzern am Abgrund Signa von René Benko meldet Insolvenz an

  • Die Signa Holding des Tiroler Immobilieninvestors René Benko reicht noch heute Mittwoch am Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag ein.
  • Das teilte das Unternehmen in einem Communiqué mit.
  • Beantragt werde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung.

«Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine aussergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Masse sichergestellt werden», heisst es in der Mitteilung.

Ziel sei eine «geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs» und eine Restrukturierung des Unternehmens. Der Konzern war durch die hohen Zinsen und Baukosten in Schieflage geraten.

Die Immobilien- und Handelsgruppe Signa war in Zeiten historisch niedriger Zinsen stark gewachsen. Doch seit Beginn des Ukraine-Krieges kämpft die Immobilienbranche mit gestiegenen Bau- und Energiekosten sowie höheren Zinsen – auch die Signa-Gruppe blieb davon nicht verschont.

Benkos Yacht steht zum Verkauf

Laut einer Analyse der Bank «JP Morgan» hat die Signa-Gruppe Schulden von mindestens 15 Milliarden Euro. Und Verhandlungen mit möglichen Geldgebern und den Kreditgebern verliefen offenbar erfolglos. Da nützte es auch nichts, dass Benko seine Villa in Tirol für 15 Millionen Euro verpfändete und seine Privatyacht für 40 Millionen zu verkaufen versucht.  

Mit dem Insolvenzverfahren ist noch nichts gewonnen

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Einschätzung von Wirtschaftsredaktor Matthias Pfander: «Dass es Signa Holding nicht gelang, rechtzeitig frisches Geld zu beschaffen, kann eigentlich nach allen Schlagzeilen der letzten Wochen niemanden überraschen.

Das ganze Konglomerat ist undurchsichtig und welchen Wert das Gebilde noch hat ebenso. So gesehen ist der Versuch, eine Sanierung via Insolvenzantrag anzustreben, die logische Konsequenz daraus. Wenn der Insolvenzantrag vom Gericht gutgeheissen wird, muss ein vom Gericht bestimmter Insolvenzverwalter dafür sorgen, dass alle Gläubiger, die um ihr Geld bangen, zu ihrem Recht kommen.

Für die Schweizer Verästelungen dieser Mega-Pleite geht das Bangen weiter: Für die Privatbank Julius Bär, die um ihre 606 Millionen Franken ausstehenden Kredite fürchtet, genauso wie für Globus, das Warenhaus, an dem sich Wunderwuzzi René Benko beteiligt hat. Immerhin kam vom anderen Globus-Investor, der thailändischen Central Group, so etwas wie eine Durchhalteparole.

Man werde sicherstellen, dass Globus und die weiteren europäischen Luxuskaufhäuser, an denen die Gruppe beteiligt ist, ‹die notwendige Unterstützung erhalten, um ihren Betrieb wie gewohnt weiterführen zu können›.

Mit dem Insolvenzverfahren allein ist für die Gläubiger noch nichts gewonnen. Die Aufräumarbeiten dürften zeitintensiv sein und so lange wird es für alle, die bei Signa und Benko mit drinhängen, ungemütlich bleiben – bis sie schliesslich Gewissheit haben, wie viel sie dieses Abenteuer gekostet hat.»

Zur Unternehmensgruppe gehören zahlreiche Geschäftsimmobilien in Deutschland und Österreich sowie der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich hat.

Laut der Zeitung «Financial Times» sind dutzende Banken und andere Geldgeber in Europa nun daran zu überprüfen, was ein Kollaps der Signa-Gruppe für sie bedeuten würde. Der Konzern ist komplex und verschachtelt; Hunderte von Firmen, die miteinander verflochten sind, gehören zu dem Konglomerat, sodass zurzeit noch nicht klar ist, welche Folgen die Insolvenz haben wird. 

Auch die Schweizer Globus-Gruppe wurde 2020 zur Hälfte von der Signa übernommen. Die andere Hälfte hatte der thailändische Mischkonzern Central Group übernommen. Zum Deal gehörten sowohl die Warenhausaktivitäten als auch acht Globus-Immobilien an bester Lage.

Thailändische Central Group bekräftigt Engagement bei Globus

Die Central Group hat ihr Engagement bei Globus inzwischen erneut bekräftigt. «Unabhängig von der Position unseres Joint-Venture-Partners, beabsichtigt die Central Group all ihre europäischen Luxusgeschäfte, einschliesslich Globus, zu unterstützen», äusserte sich die Gruppe gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Central Group «wird sicherstellen, dass sie die notwendige Unterstützung erhalten, um ihren Betrieb wie gewohnt weiterführen zu können.»

Ferner hob die thailändische Gruppe hervor, ein «langfristiger Eigentümer und Investor für all ihre Geschäfte» zu sein. Bereits vor einer Woche hatte das Unternehmen, hinter der die schwerreiche Familie Chirathivat steht, in einem verbalen Bekenntnis dem Schweizer Warenhaus den Rücken gestärkt.

SRF 4 News, 29.11.2023, 11:30 Uhr ; 

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