Boeing übernimmt für mehr als vier Milliarden Dollar die zivile Sparte der brasilianischen Embraer. Das brasilianische High-Tech-Unternehmen ist führend bei kleineren Passagierflugzeugen, die hauptsächlich im Regionalverkehr eingesetzt werden. Die Regierung Brasiliens, Aktionäre und Behörden müssen noch zustimmen. Ende 2019 soll der Zusammenschluss vollzogen werden.
Die Embraer-Übernahme ist Teil einer neuen Ausrichtung unter den grossen Flugzeugherstellern. Die Giganten Boeing und Airbus erweitern ihre Produktepalette um Regionaljets. Airbus kaufte von der kanadischen Bombardier das Geschäft mit den Flugzeugen der C-Serie.
Business Jets von Embraer bleiben eigenständig
Mit der Übernahme des Bombardier-Konkurrenten Embraer zieht Boeing bei den Zukäufen nun mit Airbus gleich. Die Verhandlungen hatten sich in die Länge gezogen, weil die Regierung und das Militär Brasiliens zunächst Vorbehalte hatten, zumal Embraer ein prominenter Ausrüster der brasilianischen Luftstreitkräfte ist. Die Bedenken sind inzwischen ausgeräumt; die Zustimmung der Regierung gilt als reine Formalität.
Am Geschäft mit den brasilianischen Regionaljets ist Boeing jetzt zu 80 Prozent beteiligt, Embraer behält noch 20 Prozent. Umgekehrt ist es bei dem von den Brasilianern entwickelten, zweistrahligen Transporter für den militärischen Bereich: Embraer behält mit 51 Prozent die Mehrheit. Die Sparte Geschäftsflugzeuge bleibt ganz bei Embraer.
Angst um Arbeitsplätze
In der Schweiz fliegt die Fluggesellschaft Helvetic mit Maschinen von Embraer. Die Firma mit Sitz in der Nähe von Sao Paulo beschäftigt rund 20'000 Personen und ist fast das einzige High Tech Unternehmen Lateinamerikas.
Embraer ist als Staatsbetrieb entstanden und wurde 1994 privatisiert. Boeing will die Regionaljets weiter in Brasilien produzieren lassen. Bei den letzten Wahlen im Oktober hatten sich die Kandidaten der brasilianischen Linken sowie die Gewerkschaften gegen die Übernahme von Embraer ausgesprochen. Für sie stehen Arbeitsplätze auf dem Spiel.