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Korruptionsbarometer Corona-Pandemie hat Machtmissbrauch begünstigt

Die Schweiz rutscht vier Plätze ab, bleibt aber in den Top 10. Den tiefsten Absturz hat Belarus zu verzeichnen.

Das Spektrum des Korruptionsrankings reicht von Dänemark bis Südsudan. Ganz oben: Dänemark. Das kleine Land in Skandinavien schafft es weltweit am besten, seine Politik und Verwaltung sauber von Korruption zu halten – und erhält im diesjährigen Ranking der Nichtregierungsorganisation Transparency International 88 von 100 möglichen Punkten. Das lässt noch etwas Luft nach oben. Ebenfalls auf dem Podest der saubersten Länder: Finnland und Neuseeland.

Auch die Schweiz hält sich in den Top 10, muss aber im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze abgeben und landet nun auf Platz sieben. «Die Schweiz ist abgerutscht, weil sich andere Länder verbessert haben», so Martin Hilti, Geschäftsführer von Transparency International Schweiz.

Index nur eine Annäherung an Realität

Der weltweit bekannteste Korruptionsindex erfasst nur die Korruption im öffentlichen Sektor. Er beruht auf den Einschätzungen von Länder-Expertinnen und -Experten und globalen Institutionen wie der Weltbank. Weil Korruption oft im Verborgenen stattfinde, sei der Index nur als Annäherung zu verstehen, sagt Hilti von Transparency. «Etwas anderes ist aufgrund der hohen Dunkelziffer schlicht nicht möglich.»

Die Pandemie hat viele Regierungen dazu verleitet, die dadurch bedingte Machtkonzentration zu missbrauchen.
Autor: Martin Hilti Geschäftsführer von Transparency International Schweiz

Gemessen wird die Wahrnehmung von Korruption auf einer Skala von Null bis 100. Null bedeutet, ein Land ist sehr korrupt. Je näher sich ein Land jedoch dem Maximalwert von 100 Punkten nähert, umso weniger Korruption wird im öffentlichen Sektor jenes Landes vermutet.

Zwei Drittel mit weniger als der Hälfte der Punkte

Der neueste Index von Transparency International zeigt: Mehr als zwei Drittel aller Länder weltweit erreichen nicht einmal die Hälfte aller möglichen Punkte. Das heisst: Die Politik und die Verwaltung in den meisten Ländern der Welt sind ziemlich korrupt. Und daran habe sich im letzten Jahr wenig geändert, sagt Hilti. «Viele Länder stagnieren.»

Und doch gibt es einige Ausrutscher nach unten. Am tiefsten gesunken innerhalb des letzten Jahres ist das autokratisch regierte Belarus, aber auch in Ländern wie Ungarn, der Türkei und Afghanistan sehen die befragten Fachleute eine Zunahme der Korruption im öffentlichen Sektor.

Alexander Lukaschenko an einem Pult
Legende: Alexander Lukaschenko regiert Belarus, auch Weissrussland genannt, mit harter Hand. Keystone

Eine Kernaussage des Transparency-International-Berichts ist: Je mehr Rechtsstaatlichkeit und Demokratie unter Druck geraten, desto stärker breitet sich Korruption aus. Die Coronakrise habe die Tendenz noch verschärft, sagt Transparency-Schweiz-Chef Hilti. «Die weltweite Pandemie hat tatsächlich viele Regierungen dazu verleitet, die dadurch bedingte Machtkonzentration bei ihnen zu missbrauchen.»

Ganz am Ende des Rankings aus 180 Ländern landet der Südsudan – mit gerade einmal 11 von 100 möglichen Punkten. Das bitterarme Land ist nicht nur geografisch weit von Spitzenreiter Dänemark entfernt.

Rendez-vous, 25.01.2022, 12:30 Uhr

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