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Martin Haefner – der Mann, der bei Swiss Steel den Takt vorgibt
Aus Echo der Zeit vom 04.04.2024. Bild: Keystone/Alexandra Wey
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Krise der Stahlbranche Martin Haefner hält die krisengeplagte Swiss Steel über Wasser

Der Amag-Besitzer greift dem Stahlhersteller mit einer weiteren Kapitalerhöhung unter die Arme. Wieso setzt der Milliardär noch auf die marode Stahlindustrie?

In der Stahlindustrie herrscht nicht gerade Goldgräberstimmung. In der Politik wurden bereits Rufe nach Staatshilfe laut. Auch der Schweizer Stahlhersteller Swiss Steel steckt in der Krise.

Geld für die Sanierung des angeschlagenen Stahlkonzerns

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Der in Geldnot steckende Stahlkonzern Swiss Steel kann aufatmen: Die Aktionäre haben an der ausserordentlichen Generalversammlung mit überwältigender Mehrheit der geplanten Kapitalerhöhung zugestimmt. Das Unternehmen will mit der Kapitalerhöhung mindestens 300 Millionen Euro (rund 295 Millionen Franken) einnehmen.

Das Geld soll in die Sanierung des angeschlagenen Konzerns fliessen. Diese ist dringend notwendig, denn im Vorjahr fuhr das Unternehmen einen Verlust von fast 300 Millionen Franken ein. Das Eigenkapital schmolz daraufhin regelrecht dahin. So verringerte sich die Eigenkapitalquote auf rund 12 Prozent von zuvor 22 Prozent.

Swiss Steel leidet vor allem unter der globalen Schwäche in der Stahlbranche, bedingt durch eine geringe Nachfrage. Zudem konnte der Innerschweizer Konzern zuletzt mehrere defizitäre Stahlwerke in Frankreich nicht wie geplant verkaufen.

Die Aktionäre haben darum an der ausserordentlichen Generalversammlung eine weitere Kapitalerhöhung beschlossen, die dritte in vier Jahren. Möglich ist die Kapitalerhöhung von 300 Millionen Euro nur, weil der Hauptaktionär Martin Haefner bereit ist, diese mitzutragen.

Kein Gönner, sondern ein Mathematiker

Der Amag-Erbe und heutiger Besitzer gehört mit geschätzten fünf Milliarden Franken Vermögen zu den reichsten Personen der Schweiz, fördert auch junge Unternehmen und engagiert sich für Forschung und Wissenschaft. Doch für einen Mäzen hält sich Martin Haefner nicht. Swiss Steel habe keinen Gönner nötig. Er glaube an die Zukunft der Stahlindustrie. Damit lasse sich Geld verdienen. «Wenn man die Firma richtig aufstellt, gut managt, sollte das auch in der heutigen Zeit gut möglich sein.»

Haefner zeigt sich optimistisch in einer Zeit, in der die Energiepreise hoch sind und die Nachfrage verhalten. In den Stahlwerken von Swiss Steel wird Schrott, zum Beispiel Alteisen, eingeschmolzen und neuer Edelstahl hergestellt. Das ist nachhaltig und Teil der viel propagierten Kreislaufwirtschaft: ein zukunftsträchtiges Geschäftsfeld, so Haefner.

grosse Buchstaben Stee auf einem Anhänger, Mann hält sie. Am Boden davor die Buchstaben «ltec».
Legende: Die Swiss Steel Group ist nicht nur in der Schweiz mit Steeltec tätig, sondern auch in Frankreich (Production Assets Ascometal, Ugitech), Deutschland (Deutsche Edelstahlwerke) und den USA (Finkl Steel). KEYSTONE / Urs Flueeler

Eine reine Herzensangelegenheit seien Swiss Steel und auch seine anderen Investitionen in Industriebetriebe wie Rieter, Autoneum oder Climeworks für Haefner nicht: «Diese Investments sind nicht mäzenatisch zu verstehen, ich kann durchaus auch rechnen.» Haefner muss es wissen: Er ist Mathematiker und unterrichtete jahrelang an Mittelschulen.

Zwei uneinige Grossaktionäre

Seine ehemaligen Schüler beschreiben ihn als engagierten Lehrer. Er wird von Weggefährten als freundlich, zurückhaltend, aber auch beharrlich beschrieben. So hat sich der heute 70-Jährige bei Swiss Steel auch gegen den anderen grossen Aktionär, Peter Spuhler, durchgesetzt. Letzter war nicht bereit, Swiss Steel unter aktueller Strategie und Führung eine weitere Finanzspritze zu verpassen. Im März traten auch Spuhlers Vertreter im Verwaltungsrat zurück.

Medien berichteten von einem Zerwürfnis zwischen den beiden Grossaktionären Haefner und Spuhler. Eine Übertreibung, sagt Haefner. «Wir waren einfach verschiedener Meinung über die Art und Weise, wie man diese Firma führt. Aber mittlerweile ist ja diese Frage geklärt.»

älterer Mann mit kurzem, grauen haar in grauem Anzug mit roter Krawatte, seitlich, leicht vorgebäugt mit Wasserflasche.
Legende: Martin Haefner hat bereits 600 Millonen in Swiss Steel investiert, 300 Millionen kommen dazu. (Bild: Dezember 2019). KEYSTONE / Alexandra Wey

Geklärt heisst: der bisherige Präsident und das Management bleiben und machen die Arbeit weiter, auf der Grundlage des bestehenden Restrukturierungsplans.

Der Mann im Hintergrund

Haefner hat bereits zwei Kapitalerhöhungen mitgetragen und mehrere hundert Millionen Franken in das Unternehmen gesteckt. «Die Summe, die ich bis anhin investiert habe und die Summen, welche vielleicht noch einmal nötig werden, lassen mich immer noch ruhig schlafen.»

Dass er dabei vorübergehend zum alleinigen starken Mann aufsteigt, passt zwar nicht zu seiner Strategie als Investor. Er strebt keine Aktienmehrheiten an, abgesehen von der Amag, die ihm gehört. Minderheitspositionen sind ihm lieber. Sollte seine Rechnung aufgehen, bräuchte es seine starke Position längerfristig nicht mehr. Denn Swiss Steel wäre dann aus eigener Kraft erfolgreich.

Echo der Zeit, 4.4.2024, 18 Uhr

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