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Krisenspuren im Aussenhandel «Alles hängt von der Dauer der Krise ab»

Die Schweizer Exporte haben im Monat März, aber auch im ganzen ersten Quartal dieses Jahres zugelegt – vor allem dank der Chemie- und Pharmaindustrie. Andere Branchen wie Uhren, Elektronik, Maschinen und Metalle spüren bereits den Gegenwind. Die Rückkehr nach der Corona-Krise werde wegen der Lieferketten nur mit guter internationaler Zusammenarbeit gelingen, sagt der Ökonom Reto Föllmi.

Reto Föllmi

Reto Föllmi

Professor für internationale Ökonomie

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Reto Föllmi ist Professor für Internationale Ökonomie an der Universität St. Gallen. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Wirtschaftswachstum, Aussenhandel und Regulierung von Finanzmärkten.

SRF News: Wie stark wird die Schweizer Export-Branche wegen der Corona-Krise zu leiden haben?

Reto Föllmi: Es wäre vermessen, eine genaue Zahl zu nennen. Alles hängt von der Dauer und Schwere der Krise ab. Sicherlich werden die Maschinen- und Elektronik-Branche besonders stark leiden. Ebenso die Dienstleistungen des Fremdenverkehrs.

Wird es einen gewissen Ausgleich zwischen den Weltregionen geben, nachdem etwa China bereits wieder gestartet ist.

Leider ist die ganze Welt betroffen. Die hauptbetroffenen Branchen sind sehr stark in die internationalen Lieferketten eingebunden. Deshalb ist für die Wiederaufnahme der Wirtschaftsaktivitäten nach der Krise die internationale Kooperation auch so zentral. Es nützt wenig, wenn Österreich herauffährt und Deutschland noch geschlossen bleibt. Ebenso ginge es einem Schweizer Zulieferer für Renault, solange das Werk in Frankreich noch geschlossen ist.

Die hauptbetroffenen Branchen sind sehr stark in die internationalen Lieferketten eingebunden.
Autor: Reto Föllmi

Viele Exporteure aus der Schweiz sind hochspezialisierte KMUs. Macht sie das besonders anfällig für eine weltweite Wirtschaftskrise?

Bei einer Spezialisierung ist eine Firma immer stark in einer Lieferkette eingebunden. Entsprechend verletzlich ist man, wenn in einer Krise die spezialisierte Nachfrage ausbleibt.

Können da die Überbrückungskredite des Bundes helfen oder braucht es mehr in diesem Bereich?

Die Kredite des Bundes helfen sehr viel, um die Liquiditätsbedürfnisse abzufedern. Es wäre falsch, an sich solvente Firmen bankrott gehen zu lassen. Ob es weitere Massnahmen braucht, ist heute noch nicht abschätzbar. Es ist wichtig, dass die Firmen durch die schärfste Krise kommen und wieder produzieren können, wenn die Restriktionen allmählich aufgehoben werden.

Im Nachhinein könnte es sein, dass gewisse Branchen mehr brauchen. Es würde aber falsche Signale setzen, im Voraus einen Teil der Kredite zu erlassen. Wichtig ist, dass die Löhne bezahlt werden und dafür gibt es mit der Kurzarbeitsentschädigung ein sehr gutes Instrument.

Es würde aber falsche Signale setzen, im Voraus einen Teil der Kredite zu erlassen.
Autor: Reto Föllmi

Wie wird das gehen, wenn die Firmen ihre Produktionen wieder hochfahren müssen?

Ohne zu dramatisieren, aber das wird sehr schwierig. Die WTO schätzt, dass der globale Güterhandel in diesem Jahr um 20 Prozent einbricht. Das ist eine sehr viel. Der Aussenhandel ist das zentrale Standbein der Schweizer Volkswirtschaft und zentral für unseren Wohlstand. Entsprechend ist die Schweiz besonders stark betroffen. Hilfreich sind die Schweizer Exportbranchen, die noch gute Zahlen schreiben wie Chemie und Pharma, wobei auch diese die Krise spüren werden.

Containerhafen in Basel.
Legende: Wirtschaftsprofessor Reto Föllmi: Der Aussenhandel ist zentral für den Wohlstand der Schweiz. Keystone/Archiv

Könnten die Verluste im Aussenhandel wettgemacht werden, wenn wir im zweiten Semester konsumieren wie wild?

Das Brutto-Inland-Produkt wird dieses Jahr stark zurückgehen. Rein durch Konsum kann das nicht ausgeglichen werden. Denn für Export- wie Binnenwirtschaft gilt: Wir produzieren weniger, weil viele nicht arbeiten können. Das Minus an Einkommen muss jemand bezahlen. Zurzeit läuft das oft über Staatsschulden, doch künftig muss über Steuern zurückgezahlt werden. Die Schweiz startet immerhin aus einer guten Position, weil die Verschuldung tief war.

Das Gespräch führte Beat Soltermann.

Echo der Zeit, 21.04.2020, 18:00 Uhr;

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