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LafargeHolcim im Umbruch Das sind die grössten Baustellen des Zementkonzerns

LafargeHolcim konnte nur dank dem Verkauf des Vietnam-Geschäfts im ersten Quartal einen Gewinn erzielen. Doch neben den Gewinnzielen muss sich der weltgrösste Zementkonzern mit anderen Schwierigkeiten auseinandersetzen – dazu gehört auch die Bewältigung der Syrien-Affäre.

Die Syrien-Affäre: Eine Tochterfirma von Lafarge soll in Nordsyrien Geld an Hintermänner gezahlt haben – in einem Gebiet, das ab Anfang 2013 von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kontrolliert wurde. Andere Konzerne hatten das Bürgerkriegsland bereits im Jahre 2011 verlassen – Lafarge blieb hingegen bis 2014.

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Durch die Zahlungen sollte offenbar sichergestellt werden, dass Mitarbeiter und Waren ungehinderten Zugang zum Zementwerk bekamen. Ob das Geld direkt an den IS floss, bleibt aber unklar. Der fusionierte Zementkonzern LafargeHolcim hat inzwischen zugegeben, dass es zu Fehleinschätzungen gekommen ist, die unvereinbar mit dem firmeninternen Verhaltenskodex sind. Konzernchef Eric Olsen tritt darum auf Mitte Juli zurück.

Ohrfeige Chefetage

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Die Aktionäre von LafargeHolcim haben Verwaltungsrat- und Geschäftsleitung bei der Entlastung abgestraft. An der Generalversammlung in Zürich stimmten nur 61 Prozent der Aktionäre für die Entlastung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. Dagegen waren rekordhohe 38 Prozent.

Die Fusion: Die Zusammenführung der Mitte 2015 vollzogenen Fusion zwischen der französischen Firma Lafarge und dem Schweizer Unternehmen Holcim bleibt schwierig: Es müssen nicht nur die Geschäfte in zwölf miteinander überlappenden Ländern, sondern auch zwei völlig unterschiedliche Firmenkulturen miteinander verzahnt werden. Das ist schwieriger als erwartet, es gab Grabenkämpfe und prominente Abgänge im Verwaltungsrat.

Der neue Verwaltungsratspräsident Beat Hess soll nun Ruhe hineinbringen. Vom versprochenen Aktienkurs von 100 Franken nach der Fusion ist der Konzern mit derzeit gut 56 Franken noch weit entfernt. Im Hintergrund drängen drei Grossaktionäre auf Rendite.

Die Schulden: Der Konzern ist mit 15 Milliarden Franken verschuldet. Um diese abzuschmelzen, aber auch, um die bei der Fusion versprochenen Synergien von einer Milliarde Franken zu liefern, hat Eric Olsen ein Sparprogramm angekündigt. Mitunter werden am Hauptsitz 250 Stellen abgebaut und die Investitionen von drei auf zwei Milliarden Franken gesenkt. Zudem werden weltweit Werke verkauft.

Überkapazitäten: In vielen Ländern kann der Konzern seine Werke nicht auslasten – das ist teuer. In Afrika liegt die Auslastung der kapitalintensiven Zementwerke zum Beispiel bei knapp 70 Prozent. Zum Teil sind die Fabriken – etwa in Guinea oder Tansania – auch nur zu 40 Prozent ausgelastet. Konzernchef Olsen aber strebt eine Auslastung von über 80 Prozent an.

Die Gewinnziele: Der Konzern ist von seinen eigenen Gewinnzielen für 2017 und 2018 weit entfernt. Sie sollten dank einer Neuausrichtung inklusive Sparprogramm, Werksverkäufen, Stellenstreichungen und tieferen Investitionen erreicht werden. Nach Angaben von Noch-Konzernchef Olsen ist die Neuausrichtung erst zur Hälfte umgesetzt. Dass Olsen geht, dürfte den Prozess nicht beschleunigen. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

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