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LafargeHolcim wieder Holcim Holcim-Präsident ist erfreut über die «Kirsche auf der Torte»

Der Zementkonzern Holcim strotzt vor Zuversicht: Bauboom und gigantische Corona-Konjukturprogramme sind die Gründe.

Wenn gebaut wird, kommen meist Kies und Zement zum Einsatz. Die Bestandteile für Beton liefert häufig der schweizerisch-französische Baustoffkonzern LafargeHolcim mit Sitz in Zug.

Fortan heisst das Unternehmen aber nur noch Holcim – so wie vor dem Zusammenschluss mit Lafarge im Jahr 2015. Das haben die Aktionärinnen und Aktionäre an der heutigen Generalversammlung in Zug beschlossen. Für die Aktionäre entscheidender sind die wirtschaftlichen Aussichten für das Unternehmen, das weltweit rund 70 Staaten mit Baumaterialien beliefert.

Corona-Programme eher «Kirsche auf der Torte»

Einige Regierungen haben nun gigantische Konjunkturprogramme angekündigt, damit die Wirtschaft nach der Pandemie wieder Tritt fasst: Die USA wollen zwei Billionen Dollar investieren, Indien 1.8 Billionen, Grossbritannien 650 Milliarden und Frankreich 100 Milliarden.

Mit Blick auf 2050 sind beim aktuellen Urbanisierungstrend 60 Prozent noch nicht gebaut.
Autor: Beat Hess VR-Präsident, Holcim

Für Holcim ein Glücksfall – oder wie es Verwaltungsratspräsident Beat Hess ausdrückt: «Ich sehe das schon eher als die Kirsche auf der Torte.» Denn die Auftragsbücher seien ohnehin gut gefüllt, weil die Weltbevölkerung wachse und immer mehr gebaut werde.

Jeden Monat die Stadt New York

«Weltweit bauen wir jeden Monat das Äquivalent der Stadt New York. Vorausschauend auf 2050 zeigt sich, dass bei diesem grossen Urbanisierungstrend 60 Prozent noch gebaut werden müssen.» Zu dieser generellen Entwicklung kommen nun die grossen Konjunkturprogramme hinzu.

Allerdings könnten die Pläne im Laufe der politischen Debatten noch abgespeckt werden, gibt Martin Hüsler, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, zu bedenken: «Es kann sein, dass die Umsetzung zum Teil verzögert eintreten wird und die Programme nicht vollumfänglich durchschlagen werden.»

Greenpeace: Industrie noch weit weg von CO2-Null

Mit einem ganz anderen Blick betrachtet der Greenpeace-Klimaexperte Georg Klingler den erwarteten Bauboom. Denn die Herstellung von Zement verursacht vergleichsweise viel CO2. Im Zuge der Konjunkturprogramme dürfte auch der CO2-Ausstoss weiter zunehmen, so seine Sorge.

Klingler räumt ein, dass die Zementindustrie in der Vergangenheit Reduktionen realisiert hat: «Es ist aber bei weitem nicht genug, um das Null-Emissionsziel erreichen zu können.»

Hess: Rezyklierter Zement als Teil der Lösung

Null Emissionen seien auch das Ziel von Holcim, betont VR-Präsident Hess: «Wir sind fest entschlossen, Teil der Lösung für die heutige Klimakrise zu sein. Wir sind fest bestrebt, bezüglich CO2 ein Null-Unternehmen zu werden.»

Nach 2030 wolle Holcim soweit sein, auch wenn der Weg nicht einfach sei, verspricht Hess und macht ein Beispiel: «Wir müssen die Bauunternehmen und Architekten dazu bringen, auch den rezyklierten Zement zu akzeptieren.» Denn rezyklierter Zement hat zwar etwas andere Eigenschaften als neuer Zement, verursacht aber deutlich weniger CO2.

Mehr wiederaufbereiteten Zement einsetzen fordert beispielsweise auch Greenpeace. Dieser Wandel könnte beschleunigt werden, wenn die Regierungen in ihren Konjunkturprogrammen entsprechende Umweltauflagen erliessen. Das wiederum käme auch Holcim entgegen.

Echo der Zeit, 04.05.2021, 18:00 Uhr

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