Weihnachtssterne gehören in der Vorweihnachtszeit zu den beliebtesten Zimmerpflanzen. Ihr Anfang liegt meist in Afrika, wo die Stecklinge gezogen werden. Weihnachtssterne gibt es seit einigen Jahren auch als Fairtrade, Coop etwa hat sein Sortiment entsprechend umgestellt.
Dank den höheren Preisen sollen sich Arbeiter auf dem Feld ein besseres Leben leisten können. Das jedenfalls ist das Ziel. Doch was heisst «besseres Leben»?
Fairtrade und «Living wages»
Der Holländer Olav Boenders betreibt in Uganda die Blumenfarm Wagagai und hat einen Traum: Er möchte seinen rund 2500 Angestellten Löhne zahlen, die weit über dem Durchschnitt liegen, sogenannte «Living wages». Das sind Löhne, die über den üblichen Fairtrade-Löhnen liegen. Monatslöhne, die etwas Reserve einkalkulieren. Um etwas zu sparen oder um sich ein Haus zu kaufen.
In Zahlen hiesse das für Wagagai, das Angestellte pro Monat umgerechnet etwa 150 Franken verdienen müssten. Das ist doppelt so viel wie unter den aktuellen Fairtrade-Bedingungen und etwa fünfmal so viel wie in Uganda durchschnittlich auf den Feldern bezahlt wird.
Profitabel trotz Fairtrade, ist das machbar
Auf dem Papier sei das eine einfache Rechnung, sagt Boenders. Den meisten Leuten, denen er von seinem Traum erzähle, stellten ihm denn auch die einfache Frage, warum er das nicht einfach bezahle. Die Antwort: «Auch das Geschäft mit den Fairtrade-Pflanzen muss profitabel sein. Wenn ich einfach draufzahlen würde, wäre im morgen bankrott.»
Wenn ich einfach draufzahlen würde, wäre im morgen bankrott.
Mehr aus der eigenen Tasche bezahlen geht also nicht. Boenders hat aber einen Verbündeten gefunden. Einen Importeur, der pro Steckling knapp das Doppelte bezahlt. Mit dem zusätzlichen Geld kann er den untersten Einkommensklassen schon mal einen zusätzlichen Lohn bezahlen.
Nur ein kleiner Bruchteil ist Fairtrade
Damit alle Arbeiterinnen und Arbeiter profitieren, müsste Boenders aber viel mehr Stecklinge verkaufen. Bisher tragen nämlich nur zwei Prozent der Stecklinge das Label Fairtrade. Alle anderen werden ohne die Fairtrade-Prämien exportiert.
Wie aber den Absatz steigern bei Produkten, die teurer sind als andere? Darüber zerbricht sich momentan auch Melanie Dürr von der Fairtrade-Stiftung Max Havelaar den Kopf. «Das Projekt für Lohnverbesserungen ist ganz zentral für Fairtrade. Wir möchten die Löhne hin zu Living wages verbessern.»
Wir möchten die Löhne hin zu «Living wages» verbessern.
Im Wege stehen da unter anderem die Mindestlöhne in Uganda, die weit unter den Fairtrade-Löhnen liegen. Die Anreize für die günstige Produktion sind zu gross. Boenders hofft darum, dass die Billigkonkurrenz umdenkt – ein frommer Wunsch, wie er selbst eingesteht.
Ausweitung auf andere Produktegruppen
Doch Verbesserungen erhofft er sich Boenders auch durch die Zusammenarbeit mit Zertifizierungsstellen wie Max Havelaar. Denn dort werden die Erkenntnisse aus Uganda gesammelt und auch auf andere Produktegruppen übertragen.
Was sich bei welchen Produkten ändern müsse und wo wer wie viel am Preis schrauben könnte, sei noch nicht klar, sagt Dürr: «Da braucht es noch einige Analysen, was der fehlende Betrag ist und wo wir den wie dazuschlagen können.»
Das letzte Wort haben...
Entscheiden über den Preis muss aber letztlich der Handel respektive die Konsumentenschaft. Und so hofft Boenders, dass seine Botschaft gehört wird. Und das nicht nur vor Weihnachten. Denn Weihnachtssterne gibt es auch dann, wenn die feierliche Stimmung längst aus den Wohnzimmern verschwunden ist.