Südkorea hat als Skidestination vor allem Besucher aus südostasiatischen Ländern im Visier. Menschen, die den Winter nicht kennen und gerne mal Schnee sehen möchten.
«Südkorea braucht neue Skigebiete», sagt auch der ehemalige Schweizer Skirennfahrer Bernhard Russi. Er hat die Abfahrtspiste für die Olympischen Winterspiele gebaut – am Mount Gariwang.
Das ist jetzt das erste Gebiet in Südkorea, wo man auch auf einem höheren Niveau Ski fahren kann.
Die wenigen Skigebiete Südkoreas seien überlaufen und es gebe kaum anspruchsvolle Pisten. «Bis jetzt hatten sie nur leichte Pisten. Das ist jetzt das erste Gebiet in Südkorea, wo man auch auf einem höheren Niveau Ski fahren kann», so Russi.
Zusätzliche Touristen?
Doch können die neuen Skipisten in Südkorea tatsächlich Touristen aus anderen asiatischen Ländern anlocken? Martin Müller, Professor für Geografie an der Universität Lausanne, bezweifelt das. Die Skipisten würden wohl vor allem Gäste aus Südkorea selber anlocken. Solche, die dank der Fernsehbilder auf den Geschmack kommen und Skifahren lernen.
Das habe man auch bei den Winterspielen im russischen Sotschi vor vier Jahren gesehen: «Das Skigebiet dort funktioniert jetzt. Nicht – wie man ursprünglich geglaubt hat – weil die Leute aus aller Herren Länder nach Sotschi kommen, sondern weil die Leute aus Russland kommen, um dort Ski zu fahren», sagt Müller.
Auch Jürg Stettler, Professor am Institut für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern, sieht das so. Für Südkorea dürfte es schwierig sein, asiatische Gäste anzulocken, die normalerweise in Japan Skifahren, sagt er.
Und: «Ob das gelingen wird, ist zumindest fraglich, denn die Skigebiete in Südkorea sind sehr kalt, man friert und die Pistenlänge ist relativ kurz. Damit ist man in Bezug auf die Standortvorteile eher im Nachteil».
Die Wirtschaft profitiert kurzfristig
Trotzdem können Hoteliers, Restaurants und andere in Südkoreas Tourismusindustrie von den Olympischen Winterspielen profitieren – zumindest vorläufig. Solche Grossanlässe haben nämlich vor allem kurzfristige Effekte.
Neben dem Tourismus profitieren lokale Unternehmen, die dank dem Bau von neuen Eisenbahnverbindungen, Stadien oder Skigebieten zu Aufträgen kommen.
Langfristig geringe Effekte
Trotz allem: Aus volkswirtschaftlicher Sicht machten Olympische Spiele langfristig keinen Sinn, sagt Martin Müller.
«Das kann man auch wissenschaftlich sehr gut nachweisen. Wenn es darum geht, zu volkswirtschaftlichem Wachstum zu kommen, die Infrastruktur auszubauen oder neue Arbeitsstellen zu schaffen, dann sollte man nicht zu Olympischen Spielen greifen», ist Müller überzeugt. Denn letztendlich seien sie eben nur ein Sportereignis. Das koste viel, bringe aber längerfristig nur einen geringen volkswirtschaftlichen Nutzen.
Arbeit für das lokale Gewerbe, neue Eisenbahnlinien oder Sportanlangen: Das alles könnte man mit einem gezielten Programm deutlich günstiger haben. Um mehr Touristen ins Land zu bringen, könnte Südkorea also auch einfach eine Imagekampagne lancieren, so Müller.
Olympische Spiele bringen also kurzfristig Aufträge, neue Touristen und vor allem viel Aufmerksamkeit. Doch die positiven Effekte verpuffen meist rasch. Das dürfte auch in Südkorea nicht anders sein, sind sich die beiden Experten einig.