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Lauschangriff am Valora-Kiosk Ich weiss, wo Dein Kaffee kocht

Der Valora-Konzern spürt Kundenverhalten mit WLAN-Tracking nach. Wer sich daran stört, ist aber nicht ganz wehrlos.

Das Wichtigste In Kürze:

Wer sein Handy eingeschaltet und die WLAN-Funktion aktiviert hat, kann im wahrsten Sinne des Wortes auf Schritt und Tritt verfolgt werden. Das nutzt der Konsumgüter- und Kioskkonzern Valora testweise im Zürcher Hauptbahnhof für Kundenforschung, wie der «Tages-Anzeiger» herausfand. Laut Valora werden die Bewegungsdaten anonymisiert und keine Rufnummern erkannt. Ist das wirklich beruhigend? Fragen an SRF-Digitalredaktor Jürg Tschirren.

SRF News: Ist Valora ein Einzelfall?

Jürg Tschirren: Mit Ausnahme der Kaufhauskette Manor, die einen Versuch mit WLAN-Tracking durchgeführt hat, ist mir kein weiterer Fall bekannt. Anders beim Online-Shopping. Dort ist es gang und gäbe, dass Händler Cookies setzen. Sie können damit genau verfolgen, von welcher Seite man kommt und wohin man nachher weiterclickt.

Was Valora jetzt macht, ist eigentlich nur die Übertragung des Cookie-Prinzips auf die reale Welt.
Autor: Jürg Tschirren SRF-Digitalredaktor

Wie nutzen Firmen solche Bewegungsdaten?

Valora mit WLAN-Tracking.
Legende: Das Smartphone ist überall dabei. Nicht überraschend, dass die Funksignale vielfältigst genutzt werden. Keystone/Archiv

Bewegungsprofile zeigen, wer woher kommt, wohin geht und wie lange sich eine Person an einem Ort aufhält. So wird das Kaufverhalten eines Kunden erfasst. Die Daten kann ein Kaufhaus bei der Ladengestaltung nutzen, um etwa den Kundenfluss optimal zu führen. So kann es in einem Bahnhof nützlich sein zu wissen, ob jemand nach dem Kaffee noch eine Zeitung kauft. Praktisch für den Valora-Konzern, der im Hauptbahnhof Zürich mehrere Läden betreibt.

Was ist der Unterschied zur früheren Kundenforschung?

Es ist nicht grundsätzlich anders, aber viel weniger aufwendig, umfassender und der Kunde merkt nichts davon. Im Gegensatz zu früher, wo er beispielsweise einen Fragebogen ausfüllen konnte.

Valora sagt, die Daten würden anonymisiert. Wie ist das zu verstehen?

Technisch läuft das so: Ein Smartphone, das nach einem WLAN-Netz sucht, sendet seine MAC-Adresse aus. Dieser einzigartige Zahlen- und Buchstabencode identifiziert das Gerät genau. Dahiner steht aber kein Name. Man könnte den Code aber mit Bildern einer Überwachungskamera kombinieren, und schon gibt es das Gesicht zum Code. Firmen in den USA tun dies zum Teil. Auch das Unternehmen, das für Valora arbeitet, bietet diese Möglichkeit an. Es ist mir aber nicht bekannt, dass die Praxis in der Schweiz angewendet wird.

Was kann die Kundschaft gegen WLAN-Tracking machen.

Das Handy ausschalten ist eine Möglichkeit. Man kann aber auch die WLAN-Funktion deaktivieren, wenn man sich verfolgt wähnt. Letzteres nützt aber meines Wissens bei neuen Geräten nicht immer, da diese trotzdem die MAC-Adresse senden.

Wer ganz sicher gehen will, muss wohl sein Smartphone beim Einkaufen daheim lassen.
Autor: Jürg Tschirren SRF-Digitalredaktor

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