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Letzte Reminiszenz an Pandemie Plexiglasscheiben bleiben trotz Lockerungen stehen

Nach Aufhebung aller Covid-Massnahmen haben die vielen Plexiglasscheiben ausgedient – oder doch nicht?

Während der Pandemie sind sie überall anzutreffen – an Ladenkassen, Empfangspulten oder Kundenschaltern: Scheiben aus Acryglas, besser bekannt als Plexiglas. Was viele nicht wissen: Letzteres ist nur der Markenname des Kunststoffs.

Die Geschichte des Acrylglases

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Der Siegeszug des Kunststoffs Polymethylmethacrylat (PMMA) beginnt in den 1930er-Jahren – wenn auch eher zufällig. Der deutsche Chemiker Otto Röhm forschte mit seinem Team an einem neuen Kunststoff.

Als sie eine Flasche mit der flüssigen Masse neben einem Fenster liegen lassen, erhärtet diese durch das Sonnenlicht und sprengt schliesslich die Flasche. Zurück bleibt ein harter, transparenter Klotz. Das Acrylglas, auch Plexiglas genannt, war geboren und wird schnell zum universell einsetzbaren Produkt.

Den Namen Plexiglas leitete Otto Röhm aus dem bestehenden Namen «Plexigum» ab, mit dem die Kunststoff-Harze und -Lösungen des Unternehmens bezeichnet wurden. Fasziniert davon, mit PMMA ein «organisches Glas» erfunden zu haben, nannten sie es Plexiglas.

In der Schweiz wurden laut «Kunststoff Swiss» in den vergangenen zwei Jahren rund 3500 bis 4000 Tonnen Acrylglas verarbeitet. Dies sind rund 40 Prozent mehr als in den Jahren zuvor. Geschuldet ist dieser Anstieg der Pandemie.

Acrylglas ist zu 100 Prozent ein Importgut

Die Schweiz importiert sämtliches Acrylglas aus dem Ausland. Produziert wird es in Europa und in Asien. Hierzulande wird das Material zu einzelnen Produkten weiterverarbeitet, im Falle der Corona-Massnahmen in Tausende von Spuckschutzscheiben.

Plexiglas in dieser Form wiederverwenden, kann man praktisch nicht. Es ist ein sehr weiches Material, das schnell verkratzt.
Autor: Rupert Summerauer Vorsitzender Geschäftsleitung Murghof Werkstätten

Diese Wände werden nach der Aufhebung der Massnahmen obsolet. Einige Hersteller nehmen die Wände wieder zurück. «Plexiglas zurücknehmen und in dieser Form wiederverwenden, kann man praktisch nicht. Denn es ist ein sehr weiches Material, das schnell verkratzt. Kunden wollen etwas Sauberes haben», sagt Rupert Summerauer, Geschäftsleiter der Murghof Werkstätten, die Produkte aus Plexiglas herstellen. Aus diesem Grund werden die gebrauchten Wände recycelt.

Viele Plexiglas-Schutzwände bleiben

Momentan besteht noch kein Trend für eine Rückgabe der Scheiben. Einige Unternehmen lagern aus Angst vor der Rückkehr von Massnahmen ihre Scheiben ein, andere lassen sie gar an den Kassen und Schaltern stehen. So beispielsweise auch die Migros. «Die Schutzwände und Desinfektionsständer werden belassen und erst in einigen Monaten wird darüber entschieden, wie wir damit weiterfahren möchten», sagt Marcel Schlatter, Leiter Medienstelle des Migros-Genossenschaftsbundes.

Auf Anfrage von SRF bestätigt die SBB ein ähnliches Vorgehen: «Derzeit ist kein sofortiger Abbau der Plexiglasscheiben in allen Reisezentren geplant. Wir beobachten die Entwicklung weiterhin. Sicher ist: Die Plexiglasscheiben werden nicht entsorgt, sondern eingelagert, damit sie bei Bedarf schnell wieder vor Ort installiert werden können.»

10 vor 10, 01.04.2022, 21:50 Uhr

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