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Lieber Euro als Dollar US-Firmen machen vermehrt Schulden in Euro – statt in Dollar

  • Amerikanische Firmen haben noch nie so viele Euro-Anleihen herausgegeben wie dieses Jahr (Stand Ende Juli)
  • Für US-Firmen ist es zurzeit auch billiger, sich in Euro zu verschulden, weil die Zinsen im Euroraum tiefer liegen.
  • Das freut Anleger, denn diese wollen aufgrund der Unsicherheiten, die die Trump-Regierung verbreitet, weniger in Dollar investieren.
  • PepsiCo, General Motors, Verizon, Philip Morris, FedEx, Alphabet, Pfizer, Johnson & Johnson, Merck und viele mehr: Grosse amerikanische Firmen verschulden sich nicht mehr nur in Dollar, sondern zunehmend auch in Euro. Sie geben also nicht nur Dollar-Anleihen heraus, die Anleger und Anlegerinnen kaufen können, sondern eben immer mehr auch Euro-Anleihen. Und es sind so viele wie noch nie: Seit Beginn des Jahres haben amerikanische Firmen fast 50 Milliarden Euro am europäischen Kapitalmarkt aufgenommen (Stand Ende Juli).

«Reverse Yankee» heissen diese Euro-Firmen-Anleihen auch. Boomen die Deals mit «Reverse Yankee» in den nächsten 5 Monaten gleich stark wie in den ersten sieben Monaten von 2025, dürfte der Rekord aus dem Jahr 2019 gebrochen werden. Im bisherigen Rekordjahr 2019 nahmen US-Firmen insgesamt 88 Milliarden Euro auf.

Was sind «Reverse-Yankee»-Deals?

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Wenn US-Firmen Kapital in Euro aufnehmen, nennt man dies «Reverse Yankee»-Deals, in Anlehnung an den «Yankee-Bond». Als «Yankee-Bond» wird die Kapitalaufnahme bezeichnet, wenn nicht-amerikanische Firmen Kapital in US-Dollar aufnehmen. Der Markt der «Yankee-Bonds» (Schätzung 1000 Milliarden) ist ungleich grösser als jener der «Reverse Yankee».

Zudem war der Anteil der US-Unternehmen noch nie so gross wie dieses Jahr: 30 Prozent der Euro-Firmen-Anleihen (ohne Finanzunternehmen) wurden von US-Firmen ausgegeben – das ist mehr als Französische, Deutsche oder Britische Unternehmen ausgegeben haben. Bisher lag der Anteil der «Reverse Yankee» an den Euro-Firmen-Anleihen bei jeweils unter 20 Prozent, wie Daten des Beratungsunternehmens Price Waterhouse Coopers zeigen.

Grosse Nachfrage nach Euro-Anleihen

Wieso aber verschulden sich US-Firmen momentan stark in Euro – und nicht in Dollar? Schliesslich sind die Firmen in den USA ansässig, ein grosser Teil ihrer Aktivitäten spielt sich dort ab, und damit fällt meistens auch der grösste Kostenblock in den USA an. Michael Hess ist Spezialist für «Reverse Yankee» beim Finanzdienstleister Bantleon.

Einen Grund für den Boom sieht er auf der Nachfrageseite: «Es gibt eine grosse Nachfrage nach Euro-Anleihen von Investorenseite, was es den amerikanischen Firmen einfach macht, Kapital in Euro aufzunehmen», sagt Michael Hess. Der Spezialist glaubt, dass der Trend – zumindest vorerst – anhält. Denn internationale Investoren und Investorinnen, vor allem institutionelle Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen oder Fonds, wollen weniger Dollaranlagen – wegen der Unsicherheit, die Donald Trump verbreitet.

Verschuldung in Euro ist billiger als in Dollar

Für die US-Firmen ist es zurzeit aber auch billiger, sich in Euro zu verschulden, als in Dollar, weil die Zinsen im Dollarraum rund zwei Prozentpunkte höher liegen. Zudem diversifizieren US-Firmen mit der Geldaufnahme in Euro ihre Kapitalausstattung, was ihnen wegen potenzieller Schocks von Trumps erratischer Wirtschaftspolitik weise erscheint. Die Unsicherheiten rund um den Dollar, die Inflation und die daraus folgenden Auswirkungen auf die US-Zinsen sind riesig. Die Bank JP Morgan glaubt deshalb, dass US-Firmen in den ersten 7 Monaten mehr Euro-Anleihen ausgegeben haben als nötig, um das Budget für das unberechenbare Geschäftsjahr 2025 unter Dach und Fach zu haben. Die Vorsicht ist schliesslich die Mutter der Porzellankiste.

SRF 4 News, 13.08.2025, 16:10 Uhr; noes

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