Auf Lithium-Konzentrat ruhen grosse Hoffnungen: Ein unscheinbares graues Pulver, das im Bergwerk von Altura im Norden Westaustraliens gewonnen wird.
Das Leichtmetall ist ein wichtiger Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien, die zum Beispiel in Elektroautos verbaut werden.
Je mehr Elektroautos auf den weltweiten Strassen fahren, desto grösser wird der Bedarf an Lithium und anderen Metallen für Lithium-Ionen-Batterien. Gemäss Schätzungen der Deutschen Rohstoffagentur soll sich die Nachfrage allein nach Lithium bis 2025 verdoppeln.
Bergbaukonzerne wie Altura wittern hier das grosse Geschäft. Denn in Australien kommen Batterie-Mineralien wie Lithium, Nickel und Kobalt in Gestein vor.
Schon heute ist Australien der weltweit grösste Lieferant von Lithium, noch vor Chile, China und Argentinien. Das Land deckt rund die Hälfte der globalen Lithium-Nachfrage ab. In den vergangenen Jahren wurden die Kapazitäten in Australien massiv erhöht, neue Minen im Schnelltempo aus dem Boden gestampft.
Auf den Rausch folgte der Kater
Bis Anfang 2018 stieg der Preis für Lithium immer weiter. «Viele Projekte kamen scheinbar aus dem Nichts. Alle sprachen von diesem neuen Rohstoff, den man von der Lithium-Ionen-Batterie kannte», erzählt Alex Cheeseman, der bei Altura fürs Marketing zuständig ist.
Doch der Lithium-Rausch hat sich in einen Kater verwandelt. Der Preis für Lithium hat sich seit dem Höhepunkt im März 2018 mehr als halbiert. Für den Preiszerfall gibt es zwei Gründe: Einerseits produzierte Australien dank der neuen Minen innerhalb kurzer Zeit plötzlich viel mehr Lithium.
Andererseits brach die Nachfrage nach Lithium vor allem in China ein, dem wichtigsten Markt. China reduzierte zum Beispiel Subventionen für E-Autos.
Für viele Minen ist fraglich, ob sie bei einem tiefen Preis noch wirtschaftlich arbeiten können. Einige haben den Betrieb heruntergefahren oder ganz eingestellt.
Auch für die Mine von Altura ist der Preiseinbruch ein Problem. «Die Marktentwicklung 2019 hat uns alle getroffen. Nur die Starken können diese Durststrecke überleben», sagt Cheeseman, «es ist eine Herausforderung».
Regierung plant höhere Wertschöpfung
Trotz der Krisenstimmung bleibt Bill Johnston, Minister für Bergbau in Westaustralien, optimistisch. Der Preis für Lithium werde sich über kurz oder lang normalisieren, hofft er. An seinem langfristigen Ziel hält er fest: Australien soll künftig nicht nur Lithium-Gestein abbauen, sondern das Gestein auch weiterverarbeiten.
«Wir können unsere Erfahrungen aus anderen Gebieten erfolgreich auf die chemische Produktion im Batteriesektor übertragen», so der Minister.
Tatsächlich eröffnete der chinesische Grosskonzern Tianqi Ende 2019 die erste Aufarbeitungsanlage für batteriefähiges Lithium in Australien. Im sogenannten «Lithium Valley» in der Nähe von Perth haben sich auch Unternehmen angesiedelt, die sich auf die Weiterverarbeitung von Batteriemineralien wie Nickel oder Graphit spezialisieren.
Beobachter sind aber skeptisch, ob Australien in der Wertschöpfungskette für Batterien weiter nach oben klettern kann. «In diesem Geschäft preislich gegen Wettbewerber aus China zu bestehen, ist sehr schwierig», meint Alex Cheeseman von Altura. «Es wäre toll, aber ich bin nicht sicher, ob wir das so schnell sehen werden. Wir sind sehr gut im Bergbau, darauf sollten wir uns konzentrieren.»