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Lockdown trifft Selbständige Coiffeur-Salons in existenziellen Nöten

Ladenschluss von heute auf morgen: Für viele Branchen ist der Bundesratsentscheid ein Schock. Direktbetroffene erzählen.

Von der ausserordentlichen Lage, die der Bundesrat ausgerufen hat, sind viele Branchen betroffen. Betriebe fürchten langfristig um ihre Existenz. Eine dieser Branchen sind die Coiffeusen und Coiffeure. 13'000 Salons gibt es in der Schweiz, die meisten sind Klein- und Kleinstbetriebe, die über Nacht schliessen mussten.

Damien Ojetti ringt im Gespräch immer wieder um Worte. «Katastrophal» sei der Entscheid des Bundesrats für seine Branche, sagt der Präsident des Verbandes CoiffureSuisse. Und er fügt an: «Die Lage ist explosiv. Ich weiss nicht, wie die einzelnen Coiffeure und Coiffeusen auf den Entscheid des Bundesrats reagieren werden.»

Das ist eine offene Tür für Schwarzarbeit.
Autor: Damien Ojetti Präsident Verband Coiffuresuisse

Eigentlich ist die Anordnung des Bundesrates klar: Coiffeurbetriebe müssen ab sofort geschlossen bleiben. Doch Ojetti sagt, ihr Metier sei geprägt von Selbstständigen, die einen sehr engen Kontakt zu ihrer Kundschaft pflegten. Es würde ihn somit nicht überraschen, wenn einige Salons dennoch öffnen würden, betrügen würden oder zu ihrer Kundschaft nach Hause gingen. «Das ist eine offene Tür für Schwarzarbeit», so der Verbandspräsident.

Quälende Ungewissheit und Existenzängste

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Anita Berger steht jetzt ohne Einnahmen da. Die selbständige Coiffeuse hat in Bern einen eigenen Salon, den sie heute nicht mehr öffnen durfte. Gegenüber SRF News erklärt sie, wie sie den gestrigen Tag erlebt hat, als der Bundesrat die ausserordentliche Lage eingeläutet hat: «Ich habe gehofft, dass es nicht so weit kommt. Für uns geht es um Existenzielle.» Berger hat schliesslich all ihre Kundinnen und Kunden informiert. «Sie waren alle sehr solidarisch mit mir.»

Die Emotionen gingen derzeit von Optimismus bis zur Panik – es sei alles ein grosses Durcheinander. Wie sie weiter vorgehen will, ist noch unklar für die Salon-Betreiberin. Sie versuche, sich über die Nachrichten zu informieren, um herauszufinden, wo sie sich zwecks Unterstützung melden könne. Auch Freunde und Familie versuchten, ihr zu helfen. «Ansonsten warte ich ab, wie es weitergeht.» Mehr könne sie im Moment auch nicht tun.

Ojetti hat selber einen Salon in Genf mit zwölf Angestellten. Für sie beantragt er jetzt Kurzarbeit und fährt das Arbeitspensum auf Null herunter. Das Instrument der Kurzarbeit findet er gut für alle, die Angestellte haben. Es reiche aber nicht, ist Ojetti überzeugt. Deshalb hat er am Morgen einen Aufruf verfasst, in dem er Finanzhilfe fordert – sofort und unbürokratisch.

Seine Branche generiert in einem normalen Jahr in der Schweiz einen Umsatz von rund eineinhalb Milliarden Franken. Das Dringendste sei jetzt, dass die Salonbetreiber und -betreiberinnen wüssten, wie sie ihre Rechnungen und Löhne Ende Monat bezahlen können – obwohl ab sofort ja kein Geld mehr reinkomme. Der Appell richtet sich wohl an den Bund, der jetzt aus mehreren Branchen mit ähnlichen Forderungen konfrontiert werden wird.

Rendez-vous vom 17.03.2020; 12:30 Uhr

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