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Lohnverhandlungen für 2018 Weniger im Portemonnaie – trotz Lohnerhöhung

  • Die Wirtschaft brummt wieder und dank des schwächeren Frankens verdienen die Unternehmen auch wieder besser.
  • Das zeigt sich auch im Arbeitsmarkt: Laut Bundesamt für Statistik ist die Zahl der Arbeitsplätze ist von Juli bis September weiter gestiegen. Im Industriesektor nahm die Zahl der Stellen erstmals seit zwei Jahren wieder zu.
  • Fast zehn Prozent der Unternehmen wollen ihren Personalbestand ausbauen. Der Kampf um Talente wird also härter. Nach Lehrbuch das zu höheren Löhnen führen.
  • Doch die bis anhin bekannten Lohnabschlüsse für 2018 sind aus Sicht des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) aber eher durchzogen.

Gute Abschlüsse gebe es in Teilen der Chemie mit 1,5 Prozent oder mehr Lohnerhöhungen, sagt SGB-Chefökonom Daniel Lampart. Anzeichen für problematische Entwicklungen gebe es vor allem in den Branchen ohne Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Beim Bau wollten die Arbeitgeber keine Lohnerhöhungen allgemein geben.

Insgesamt sind wir im Moment vielleicht mit einem Prozent Lohnerhöhungen unterwegs.
Autor: Daniel Lampart SGB-Chefökonom

Doch die Teuerung, die zuletzt bei 0,7 Prozent lag, und die weiter steigenden Krankenkassenprämien fressen einen guten Teil der Lohnerhöhung gleich wieder weg. Manche Arbeiter dürften 2018 sogar weniger im Portemonnaie haben als noch dieses Jahr, wie Lampart sagt. «Wir fürchten, dass es Nullrunden geben wird.»

Gleicher Lohn, aber höhere Preise – heisst weniger in der Tasche, weniger Kaufkraft.
Autor: Daniel Lampart
Porträtaufnahme von Greuter.
Legende: Sieht die Erholung auf dem Exportmarkt bedroht: Fredy Greuter vom Arbeitgeberverband. ZVG

Natürlich sei die Teuerung ist zurückgekehrt, räumt Arbeitgeberverband-Sprecher Fredy Greuter ein. «Wir sind aber noch auf einem sehr tiefen Niveau.» Das Seco rechnet in diesem Jahr mit einer Teuerung von 0,5 Prozent, 0,2 Prozent dürften es im nächsten Jahr sein.

Exportindustrie muss sich erst erholen

Wenn viele Unternehmen trotz dem Aufschwung bei den Löhnen knausern, dann nicht ohne Grund, sagt Michael Siegenthaler, Arbeitsmarktexperte bei der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. Die exportierenden Firmen hätten ihre zweijährige Krise eben erst überwunden.

Die Margen seien noch tief und profitabel seien die Exportunternehmen auch noch nicht. «Jetzt sagen die Unternehmen: ‹Im Moment müssen wir zuerst einmal die Margen wiederherstellen und wieder investieren, bevor wir die Löhne erhöhen.»

Die Export-Erholung würde durch höhere Löhne gleich wieder zunichte gemacht.
Autor: Fredy Greuter Sprecher des Arbeitgeberverbands

Greuter warnt zudem, dass die Export-Erholung dank des schwächeren Frankens gleich durch höhere Löhne gleich wieder zunichte gemacht würden. «Dieses zarte Pflänzchen darf man einfach nicht abwürgen, vor allem nicht in der Schweiz, die sehr stark exportorientiert ist.»

Porträtaufnahme von Siegenthaler.
Legende: Sieht den Motor der Binnenkonjunktur bedroht: Michael Siegenthaler von der KOF. ZVG

Für die Binnenwirtschaft wären höhere Löhne allerdings von Vorteil, wie KOF-Ökonom Siegenthaler sagt. «Die Binnenkonjunktur ist jahrelang der Treiber der Schweizer Konjunkturentwicklung gewesen. Für die nächsten zwei Jahre ist das dann vielleicht nicht mehr so.»

Lohnwachstum würde die Nachfrage in der Schweiz stärken.
Autor: Michael Siegenthaler Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich

Auf dem Bau und in anderen Inland-orientierten Branchen dürften die Löhne folglich nicht markant steigen. Obschon sie die Konjunktur wieder stützen, dürften die meisten Unternehmen der Exportindustrie vorerst auf die Bremse stehen. Es ist ein ernüchterndes Fazit aus Sicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

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