Happy Birthday für Hund und Katz' – und dazu eine Flasche «Petsecco» für 14.90 Franken. Das Getränk gibt es in den Regalen von Qualipet zu kaufen; es sei «natürlich null Alkohol» darin, lässt Geschäftsführer Rolf Boffa wissen.
Er hat den Fachmarkt für Tierbedarf vor 28 Jahren gegründet und inzwischen 90 Filialen in der ganzen Schweiz eröffnet. Dort gibt es alles, was das Tier braucht – und auch vieles, was es nicht braucht.
Viele haben das Gefühl, ihr Hund hätte eine Weizen-Allergie.
Er beobachtet, dass Tierbesitzer ihre eigenen Ernährungsgewohnheiten zunehmend auf ihre Tiere übertragen. So sei der absolute Verkaufsrenner ein Hundefutter mit Angus Rind. Glutenfrei.
«Sehr viele Leute haben das Gefühl, ihr Hund hätte eine Weizenallergie», sagt Rolf Boffa. «Wir verkaufen fast keine Produkte mehr mit Weizen darin, obwohl es ein sehr guter Proteinträger ist. Aber okay, wir kommen dem Kundenwunsch nach.»
Das Verhältnis zum Tier habe sich stark verändert in den vergangenen Jahrzehnten. Einst seien sie ausserhalb der Wohnung gewesen. Heute werde nur noch darüber diskutiert, ob der Hund ins Bett dürfe oder nicht.
Nestlé, ein Gigant im Tierfutter-Markt
Von der Tierliebe profitiert auch Nestlé. Der Konzern teilt sich mit US-Konkurrent Mars die Hälfte des Weltmarktes für Tierfutter. 12 Milliarden Franken setzte Nestlé 2018 mit der Tiersparte um. Das entspricht 14 Prozent des Konzernumsatzes.
Bernard Meunier leitet die Nestlé-Tiersparte Purina für Europa, den Nahen Osten und Nordafrika – ein krisensicheres Business. «Wir haben es während der Finanzkrise in Europa vor mittlerweile 11 Jahren gesehen: Der Konsum einiger Produkte für Menschen sank, der Konsum von Tiernahrung hingegen nicht.»
Heute gibt es Hunderte Purina-Produkte, darunter zunehmend Futter im Premium-Bereich. Nestlé setzt ausserdem auf Spezialnahrung, wie etwa Katzentrockenfutter mit Spirulina, einer Alge, die die Abwehrkräfte stärken soll.
Auf die Frage, wie viele davon für die Tiere wirklich nötig sind, gibt er zu: «Katzen oder Hunde könnten eigentlich jeden Tag dasselbe essen. Die Katze braucht vielleicht ein wenig Abwechslung, der Hund eher nicht. Er wäre mit einem Futter, das gut auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist, glücklich.»
Luxusbetreuung am Zürichsee
Tiere sind heute fester Bestandteil der Familie. Es soll ihnen an nichts fehlen. Und es soll ihnen auch gut gehen, wenn Frauchen oder Herrchen keine Zeit für sie haben. Dann kommen Alisha Georgetti mit ihrer Hundebetreuung im Zürcher Seefeld oder Janine Trueb und ihr Katzenhotel in Küsnacht zum Einsatz.
85 Franken kostet ein Tag «Hundekita»; 29.50 eine Nacht im Katzenhotel. Wer es exklusiver will, kann dort auch Suiten buchen, für bis zu 144 Franken pro Nacht. «Sie würden das Dreifache bezahlen, wenn die Katze glücklich ist», sagt Janine Trueb.
Sie kann 120 Katzen aufnehmen. In den Ferien sei sie immer ausgebucht. Wer seine Katze zu sehr vermisst, kann mit ihr videochatten. Auch Spezialwünsche wie «abends um 6 Uhr schnell einen Truthahn oder Lachs kochen» sind für die gebürtige Brasilianerin selbstverständlich.
Alisha Giorgetti findet es ebenso selbstverständlich, Hunde tagsüber in eine «Kita» zu bringen. In ihrer Heimat, Texas, gebe es das an jeder Ecke. So sind auch ihre Kunden zum Grossteil Expats. Gemeinsam mit einer Angestellten betreut sie täglich rund 10 Hunde von vielbeschäftigten Besitzern.
Auch nach dem Tod hört die Tierliebe nicht auf. Das zeigt ein Besuch im Tierkrematorium Dicentra im Zürcher Oberland.
Bis zu 30 Tiere werden hier täglich eingeäschert. Meistens sind es Hunde und Katzen. Aber Gründer Urs Kapp hat auch schon Einzelkremationen für Meerschweinchen, Esel, Hühner oder Goldfische vorgenommen.
Urs Kapp bietet auch an, aus der Asche des verstorbenen Tieres einen Diamanten oder einen Saphir herstellen zu lassen.
Kosten: ab 4500 Franken für einen Diamanten, ab 2800 Franken für einen Saphir. Bis zu 30 Stück bestellen trauernde Tierhalter inzwischen pro Jahr.
Hin und wieder geht es jenen, die ihre verstorbenen Tiere zu ihm bringen, so schlecht, dass er ihnen psychologische Hilfe organisieren muss.
Er hat zuvor in einem «gewöhnlichen» Krematorium gearbeitet und sagt: «Es ist vielleicht einfach ein bisschen böse, aber die Menschen trauern fast mehr um ihre Tiere, die gestorben sind, als um ihre Mitmenschen.»