Trotz Bezahlschranken für digitale Inhalte nutzen viele Leser Online-Inhalte noch immer gratis. Oftmals werden Kosten umgangen, indem Login-Daten für Digitalabos weitergegeben werden. Die Medienhäuser haben dagegen bisher nichts unternommen.
Für Medienprofessor Mark Eisenegger könnte das Phänomen der geteilten Abos das strukturelle Problem im Lesermarkt verschärfen: «Wenn Abos ausserhalb des eigenen Haushalts zugänglich gemacht werden, mindert das die ohnehin schon geringen Erlöse für Journalismus zusätzlich.»
Im gleichen Haushalt geteilte Abos seien jedoch kein Problem. So kämen junge Leser mit Qualitätsmedien in Kontakt.
Zwiespältige Entwicklung im Lesermarkt
Jugendliche anzusprechen ist für die Medienhäuser in Zeiten der Digitalisierung wichtig. Denn ein wachsender Teil der Bevölkerung wendet sich vom Informations-Journalismus ab.
Im Jahr 2018 waren gemäss einer Studie der Universität Zürich bereits 53 Prozent der unter 30-Jährigen bei News aussen vor. Medienprofessor Mark Eisenegger ist Mitautor der Untersuchung und spricht von einem Verdrängungseffekt. Nicht mehr klassische Informationsangebote stünden im Fokus dieser Menschen, sondern Social Media und Streaming-Dienste.
Skandinavien macht Hoffnung
Trotzdem erzielen Schweizer Medien beim Verkauf von Digitalabos laufend Fortschritte. Beim grössten Schweizer Medienhaus Tamedia sieht man die Situation deshalb optimistischer.
Christoph Zimmer, Leiter digitale Produkte, begründet dies auch mit der Entwicklung in Skandinavien, wo die Digitalisierung schon weiter fortgeschritten sei. «In Norwegen oder Schweden sind deutlich mehr Leute bereit, für Online-Journalismus zu bezahlen.» Zimmer hofft auf eine ähnliche Entwicklung in der Schweiz.
Medienhäuser reagieren unterschiedlich
Tatsächlich ist die Zahlungsbereitschaft in Skandinavien gemäss einer Untersuchung von Reuters ungleich höher. In Norwegen (30 Prozent) oder Schweden (26 Prozent) ist die Summe der zahlungsbereiten Personen für Online-News mehr als doppelt so hoch wie hierzulande (12 Prozent).
Doch Mark Eisenegger sieht damit noch keine automatische Verbesserung auf die Schweizer Medien zukommen. «Die Zahlungsbereitschaft für Medien korreliert mit dem Interesse an News. Also muss man das Interesse wieder steigern.»
Einfacher sei die Lösung, um geteilte Abos zu verhindern. «Entscheidend ist, dass man die Digitalabos limitiert. Beispielsweise über eine Beschränkung der Endgeräte.»