Was ist das Problem? Cremo ist nach Emmi der zweitgrösste Milchverarbeiter der Schweiz. Und schreibt seit einigen Jahren rote Zahlen. Alleine im Geschäftsjahr 2022 machte das Unternehmen mit Sitz in Villars-sur-Glâne FR einen Verlust von 21.5 Millionen Franken, das Eigenkapital schrumpfte um 30 Prozent. «Die finanzielle Lage ist besorgniserregend», sagt Verwaltungsratspräsident Präsident Georges Godel.
Was sind die direkten Folgen? Cremo musste per Ende Mai das Werk in Lucens VD dichtmachen. Vor zwei Jahren traf es bereits einen Standort in Steffisburg BE. Nun muss auch eine Molkerei in Lyss BE schliessen. Insgesamt sind heuer 43 Mitarbeitende betroffen.
Geht das Unternehmen bankrott? Die Firma mit ihren 800 Mitarbeitenden sei nicht in ihrer Existenz bedroht, sagt Godel weiter. Man habe noch Reserven von über 100 Millionen Franken, mit denen die Firma die nächsten Jahre überstehen solle.
Wie soll die Wende gelingen? Einerseits will Cremo ein Sparprogramm durchziehen, mit dem über 20 Millionen jährlich gespart werden sollen. Dabei sollen interne Abläufe verbessert werden, Entlassungen seien keine vorgesehen, so Cremo-Direktor Frédéric Métrailler zu SRF. Weiter will Cremo in den nächsten Jahren dutzende Millionen investieren. Denn viele Maschinen und Anlagen sind veraltet, insbesondere in der Käse- und Butterherstellung.
Wie viel Zeit bleibt? Das Sparprogramm ist auf drei Jahre angesetzt. Cremo will so bis 2024 wieder schwarze Zahlen schreiben. Dann wäre auch alles bereit für ein grosses Fest 2027 – in diesem Jahr feiert der Milchverarbeiter das 100-Jahr-Jubiläum.
Wie sorgte Cremo zuletzt für Schlagzeilen? Erst vor wenigen Wochen kam eine regelrechte Käse-Gaunerei ans Tageslicht. Durch E-Mail-Betrug gelang es britischen Betrügerinnen und Betrüger, 32 Tonnen Gruyère- und Emmentaler-Käse abzuzweigen und mutmasslich auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.
Den Käse hatte der Freiburger Milchverarbeiter Cremo 2020 in mehreren Lastwagenlieferungen nach England geschickt. Dies im Glauben, dass die Hunderte Käselaibe an das britische Luxus-Warenhaus «Harrods» und an eine weitere grosse Supermarktkette gehen.