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Schweizer Fitnesskette prellt Kunden
Aus Kassensturz vom 28.08.2018.
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Muskelspiel um Geld Schweizer Fitnesskette prellt Kunden

Das Wichtigste in Kürze

  • Kunden von Fitnessplus fühlen sich um tausende von Franken geprellt.
  • Die Schweizer Fitnesskette hat 5 ihrer 14 Filialen an einen wesentlich günstigeren Konkurrenten verkauft.
  • Die 3500 betroffenen Fitnessplus-Kunden bleiben auf ihren teuren, alten Abos sitzen und bekommen dabei deutlich weniger Leistung.
  • Gegenüber «Kassensturz» verspricht Fitnessplus, man werde eine Lösung suchen.

Fünf Standorte der Kette Fitnessplus sind im August 2018 mehr Baustelle als Fitnesscenter. An ein normales Training ist nicht zu denken. Doch das ist noch das kleinste Problem. Es wird nämlich nicht nur um-, sondern auch kräftig abgebaut.

Der Wellnessbereich und viele Fitnessgeräte sind weg. Das stört langjährige Kunden vom Fitnessplus. Vor kurzem haben sie per Brief erfahren, dass ihr Studio ab sofort zur Basefit-Kette gehört. Das bestehende Abo laufe weiter und nach der Renovation werde alles schöner und besser. Betroffene Kunden wie H. Bosshard vermissen aber Angebote wie Gruppenkurse oder Wellness: «Mir fehlt die Sauna, im Winter habe ich sie gerne und oft beansprucht.»

Für grossen Unmut sorgt auch, dass künftig keine Fitnesstrainer mehr die Gruppenkurse anleiten. In den Studios von Basefit kommen die Kurs-Instruktionen ab Videomonitor. «So gibt es jetzt niemanden mehr, der Fehlhaltungen korrigiert», kritisiert der langjährige Kunde H. Bosshard.

Kündigungsrecht bei Betriebsübergang

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Wird ein Betrieb verkauft, so gehen sämtliche Rechten und Pflichten aus bestehenden Verträgen auf den Käufer über. Die Kunden haben den Anspruch, dass der neue Eigentümer die vertraglich vereinbarten Leistungen im gleichen Umfang weiter erbringt.

Ist dies nicht der Fall, können Konsumenten den Vertrag aus wichtigem Grund per sofort kündigen und ihr Geld anteilmässig zurückverlangen. Dieses Recht kann ein Betreiber nicht in einer Vertragsklausel ausschliessen.

Erbringt dagegen ein Erwerber alle vertraglich vereinbarten Leistungen, gibt es kein vorzeitiges Kündigungsrecht. Ein Betriebsübergang allein stellt keinen wichtigen Grund dar, der zur Vertragsauflösung berechtigen würde.

Fitnessplus überrumpelt tausende von Kunden

An Basefit verkauft wurden die Filialen in Rorschach, St. Gallen, Dietikon, Wettingen und Uster. Der Verkauf betrifft 3500 Fitnesssportlerinnen und Sportler. Viele fühlen sich vom schnellen Verkauf überrumpelt. Im Infobrief war vom Leistungsabbau keine Rede.

Die im Brief vorgeschlagene Option, auf die verbleibenden neun Fitnessplus-Studios auszuweichen, ist für den Stammkunden F. Heller deutlich ausserhalb seiner Komfortzone: «Die Alternativen liegen zu weit weg, das Staurisiko ist mir zu gross. Das Studio Wettingen wäre eine Alternative gewesen, aber dieses Center wurde auch verkauft.»

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Betroffener Kunde ist verärgert
Aus Kassensturz vom 28.08.2018.
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Grosse Unterschiede zwischen «Fitnessplus» und «Basefit»

Die beiden Ketten verfolgen ein völlig unterschiedliches Geschäftskonzept. Das zeigte der Fitnesscenter-Test von «Kassensturz» aus dem Jahr 2017. Grosse Unterschiede gibt es nicht nur bei Angebot und Bewertung, sondern vor allem beim Preis. Das Abo von Fitnessplus kostet mit 990 Franken doppelt so viel wie das Angebot von Basefit.

Dementsprechend verärgert sind Fitnessplus-Kunden, welche ihr Abo erst gerade beim teuren Fitnessplus erneuert oder abgeschlossen haben. «Ich hätte gerne früher von der Übernahme gewusst und wäre so viel günstiger zum Fitnessabo gekommen», sagt ein junger Sportler aus Wettingen.

Service:

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Kunden fühlen sich geprellt

Auch in Dietikon haben die Fitnessplus-Kunden zuviel bezahlt und fordern vom Studio nun die Differenz zurück. Es geht um viel Geld, rechnet K. Bolz vor: «Ich habe das Abo mit meiner Frau zusammen abgeschlossen. Zusammen sind das 2000 Franken. Der neue Vertrag kostet bloss 2 Mal 500 Franken». Die Preisdifferenz will Fitnessplus aber nicht zurückzahlen – und schreibt den vielen Betroffenen: «Eine vorzeitige Aboauflösung oder -rückzahlung können wir leider nicht anbieten.»

«Kassensturz» weiss: Fitnessplus forderte in den letzten Monaten viele Kunden auf, ihr teures Abonnement vorzeitig zu verlängern. Noch bis kurz vor dem Verkauf an Basefit. Nicht nur diese Fitnessplus-Kunden fühlen sich um tausende von Franken geprellt und fordern eine Entschädigung bzw. die Rückerstattung des Fitnessabos.

Stellungnahme Fitnessplus

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Im Interview mit «Kassensturz» nimmt Giusi Verre, Geschäftsführer von Fitnessplus, zu den Vorwürfen Stellung.

Vorwurf 1: «Serviceabbau»

«98 Prozent der Kunden nutzen vor allem das Kraft- und Ausdauerangebot. Für diese Leute bedeutet der Verkauf keine Minderleistung, da «Basefit» die Clubs umbaut und neue und zusätzliche Geräte einbaut. Mit den restlichen 2 Prozent werden wir uns einigen.»

Vorwurf 2: «Kunden bezahlten zu viel»

«Kunden, welche kürzlich eine Erneuerung gemacht haben - mit Abostart erst nach der Verkaufstransaktion – können zurücktreten. Kunden mit laufenden Verträgen erhalten die Preisdifferenz zurück, sofern wir wissen, dass sie die Angebote wie Sauna genutzt haben. Aber wir wollen nicht streiten, die Kunden sollen uns in guter Erinnerung behalten.»

Vorwurf 3: Fitnessplus motivierte Kunden noch bis kurz vor Verkauf zu Aboverlängerungen»

«Wir bieten seit jeher im Jahr ein bis zwei Verlängerungsaktionen an, bei denen unsere Kunden jeweils ihre Mitgliedschaft erneuern können. Wir verstehen, wenn einzelne Kunden, die kurz zuvor Ihre Mitgliedschaft vorerneuert haben, sich benachteiligt fühlen. Wir werden auch hier Lösungen suchen und entsprechend abwickeln. Die Verkaufstransaktion wurde erst am 26. Juli 2018 unterzeichnet. Das Team wurde erst am 30. Juli informiert, konnte bis zu diesem Datum somit nichts wissen.»

Werden weitere «Fitnessplus»-Standorte abgestossen?

«Ob wir in Zukunft weitere Filialen verkaufen, steht in den Sternen, vielleicht kaufen wir auch Standorte dazu. Wir gehen nicht davon aus, dass sich bis Ende Jahr bezüglich Standorten etwas ändert.»

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