- Dem Winterthurer Industriekonzern Sulzer ist es im ersten Semester 2020 ähnlich wie anderen Unternehmen ergangen: Einem soliden ersten Quartal folgte ein schwächeres zweites.
- Entsprechend der Vorankündigung von Ende Juni ging der Gewinn wegen der Kosten für die eingeleiteten Sparmassnahmen markant zurück.
- Am Donnerstag bestätigte Sulzer eine Meldung, dass es in der Schweiz zu einem Stellenabbau kommt.
- Betroffen sind gemäss Gewerkschaft Unia 55 Arbeitsplätze bei Sulzer Chemtech an den Standorten Winterthur, Oberwinterthur und Allschwil BL.
Bei Sulzer rutschte der Bestellungseingang im ersten Halbjahr im Vergleich zur Vorjahresperiode um 4.8 Prozent auf 1.84 Milliarden Franken ab. Damit hat sich die Coronakrise im zweiten Quartal auch auf die Zahlen von Sulzer ausgewirkt, entsprechend der Vorhersagen von CEO Greg Poux-Guillaume. Denn in den ersten drei Monaten konnte noch ein Wachstum der Bestellungen verzeichnet werden. Der Umsatz fiel im Halbjahresvergleich um 5.5 Prozent auf 1.6 Milliarden zurück.
Weniger Nachfrage in Öl- und Gasindustrie
Sulzer leidet stark unter der Coronakrise bzw. dem starken Nachfragerückgang etwa in der Öl- und Gasindustrie. Der Winterthurer Traditionskonzern hatte daher bereits Ende Juni mitgeteilt, dass Rückstellungen für Restrukturierungskosten in Höhe von rund 60 Millionen Franken getätigt würden, was zu einem deutlich niedrigeren Semestergewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum führen werde.
Der operative Gewinn auf Stufe Ebita fiel um gut 25 Prozent auf 120.2 Millionen Franken zurück, während der Reingewinn für die Aktionäre um 75 Prozent auf 15.4 Millionen Franken absackte.
Für das Gesamtjahr 2020 bleibt Sulzer zurückhaltend. Das aktuelle Geschäftsumfeld sei mit einer hohen Unsicherheit behaftet, die durch Covid-19 und seine wirtschaftlichen Auswirkungen verursacht werde, heisst es. Wegen der eingeleiteten Massnahmen sei man aber optimistisch für eine weiterhin gute Leistung.
«Rund 50 Entlassungen»
Der weltweite durch die Coronakrise verursachte Konjunktureinbruch führt bei Sulzer zu einem Stellenabbau. «Wir mussten in zwei Konzerngesellschaften in der Schweiz unsere Kapazitäten anpassen, was zu rund 50 Entlassungen geführt hat», hiess es gestern Donnerstag. Damit bestätigte das Unternehmen eine Meldung der Gewerkschaft Unia. Für die betroffenen Mitarbeitenden stehe im Rahmen des Gesamtarbeitsvertrages ein umfassender Sozialplan zur Verfügung.
Bei der Unia stossen die Einschnitte auf Protest: «Das Unternehmen verfügt über ausreichend Mittel, Anpassungen ohne Schaden für die Angestellten vorzunehmen. Die Unia fordert als Sofortmassnahme eine Verlängerung des gesetzlichen Konsultationsverfahrens.» Die Abbaupläne seien umso stossender, als dass die Sulzer-Aktionäre sich im April 2020 noch eine Dividendenerhöhung genehmigt hätten.
Anders tönt es bei den Angestellten Schweiz: Man könne die angespannte Situation bei Sulzer Chemtech nachvollziehen, schrieb der Verband seinerseits in einem Communiqué. Angestellte Schweiz fordere aber die Unternehmensführung auf, zusammen mit der Arbeitnehmervertretung sorgfältig zu prüfen, welche Stellen mit geeigneten Massnahmen trotzdem erhalten werden könnten. «Zu denken ist dabei insbesondere an Kurzarbeit.»