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Aus dem Archiv: Wer muss bei der Credit Suisse gehen?
Aus Schawinski vom 03.02.2020.
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Nach Beschattungs-Skandal Der Wind bei der Credit Suisse hat gedreht

Der Verwaltungsrat der Grossbank tagt am 6. Februar 2020. Grossaktionäre und Medien gehen davon aus, dass es eine entscheidende Sitzung ist. Es gehe um nichts weniger als um die Zukunft der beiden CS-Leitwölfe – Verwaltungsratspräsident Urs Rohner und Konzernchef Tidjane Thiam.

Als im September die Überwachungsaffäre rund um das ehemalige CS-Geschäftsleitungsmitglied Iqbal Khan publik wurde, waren die Meinungen bei Experten und in der Öffentlichkeit schnell gemacht: Thiam habe diese Überwachung angeordnet, bewilligt oder er sei zumindest informiert gewesen und habe der Bank so einen immensen Image-Schaden eingebrockt. Er müsse die Bank verlassen, damit wieder Ruhe einkehre.

Es fehlen die Beweise

Doch Thiam weist den Vorwurf zurück und will CS-Chef bleiben. Eine «Schuld» konnte ihm bisher nicht nachgewiesen werden – weder eine straf- oder aufsichtsrechtliche noch eine moralische. Es fehlen schlicht die Beweise, auch weil Thiams früherer Sicherheitschef Chat-Verläufe auf seinem Handy, die möglicherweise Licht ins Dunkel gebracht hätten, gelöscht hat.

Nach mindestens einem weiteren Überwachungsskandal bei der Bank soll sich Verwaltungsratspräsident Urs Rohner, der sich in der Öffentlichkeit zunächst hinter Thiam gestellt hatte, laut Medienberichten dann aber doch konkret mit der Entlassung des Chefs beschäftigt haben. Wenn Thiam also gehen muss, dann nur, weil Rohner das so will und den Verwaltungsrat überzeugen kann, dass es für die Bank das Beste sei.

Heftige Reaktionen bei Grossaktionären

Aber ganz so einfach ist es nicht. Allein die Spekulation, dass Rohner Thiam ersetzen möchte, führte zu heftigen Reaktionen bei den Grossaktionären der CS. In Briefen an die Grossbank erinnern drei von ihnen an Thiams Leistungsausweis und schlagen sich voll auf dessen Seite. Überwachungsaffäre hin oder her. Und noch mehr: Sie fordern Rohner selber zum Rücktritt auf, sollte dieser Thiam fallen lassen.

Damit gerät Rohner plötzlich in eine verzwickte Situation: Der Verwaltungsrat kann Thiam entlassen, riskiert damit aber, selber auf die Abschuss-Liste zu geraten. Denn nach wie vor gilt: Wer zahlt, befiehlt. Also die Aktionäre. Rohner, der eigentlich bis zur Generalversammlung 2021 bleiben will, sägt also auch an seinem eigenen Stuhl, wenn er am Stuhl Thiams sägt.

Frischer Wind für die CS?

Der Wind hat also gedreht. Der Druck lastet derzeit vor allem auf dem Präsidenten und nur noch in zweiter Linie auf dem Konzernchef. Das Ganze ist zu einem Schach-Spiel verkommen, indem es nur Verlierer geben kann. Wenn beide bleiben, leidet der Ruf der Bank.

Wenn nur Thiam geht, verärgert das die Aktionäre, was wiederum nicht förderlich für den Aktienkurs der Bank ist und Konsequenzen für den Verwaltungsrat haben könnte. Wenn nur Rohner geht, stellt sich die Frage, für wen es in dieser Machtkonstellation noch attraktiv ist, das wichtige Amt des Verwaltungsratspräsidenten anzutreten. Wenn beide gehen, schüttelt das die Bank ordentlich durch. Immerhin wäre dann eine Art Neuanfang möglich, mit frischen Kräften, die frischen Wind in die Bank bringen können.

Andi Lüscher

Andi Lüscher

Wirtschaftsredaktor, SRF

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Andi Lüscher arbeitet seit 2011 für Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Er ist Wirtschaftsjournalist und Moderator der Sendungen «SRF Börse» und «Eco Talk». Er publiziert insbesondere zu den Themen Börse, Finanz- und Arbeitsmarkt.

Schawinski, 03.02.2020, 22:55 Uhr

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