Zum Inhalt springen

Nach massivem Quartalsverlust So will die Credit Suisse aus der Krise finden

Zum vierten Mal in Folge liefert die Credit Suisse Quartalsverluste. Mit einer Umstrukturierung will sie es aus der Krise schaffen. Ein Überblick über den Umbau der Credit Suisse.

Stellenabbau: Die Restrukturierung führt zum sofortigen Abbau von 2700 Stellen. Das sind fünf Prozent der Angestellten, teilte die Credit Suisse mit. Ende 2025 werde die Gruppe noch rund 43'000 Angestellte haben, gut 9000 Mitarbeiter weniger als heute.

Der Personalabbau bei der Credit Suisse trifft vor allem die Angestellten in der Schweiz. Die Grossbank wollte auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA keine genauen Zahlen bekannt geben. Hierzulande dürften aber dem Vernehmen nach etwa 2000 Stellen betroffen sein. Die Bank versucht damit, die jährlichen Kosten bis 2025 von 16.8 Milliarden auf 14.5 Milliarden Franken zu senken.

Der Schweizer Personalverband fordert, dass die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden wahrgenommen wird: «Der bestehende Sozialplan ist umzusetzen, damit der Stellenabbau zu möglichst wenig Schaden führt.»

Einschätzung von Wirtschaftsredaktor Jan Baumann

Box aufklappen Box zuklappen

Die Credit Suisse ist in den letzten Wochen und Monaten in einen derart dramatischen Abwärtssog geraten, dass sie radikal handeln musste. Nun tut sie genau dies – endlich. Die Botschaft der CS-Leitung ist klar: Wir meinen es ernst mit der Neuausrichtung.

Die Massnahmen sollen Vertrauen schaffen bei den Kundinnen, den Investoren, aber auch bei der CS-Belegschaft. Dies allerdings braucht Zeit. Zuerst muss die massive Kapitalerhöhung über die Bühne gehen, die auch den bestehenden Aktionärinnen und Aktionären einiges an finanziellem Ungemach zumutet.

Bitter fürs Personal sind zudem die geplanten Stellenkürzungen. Dass es so weit kommen musste, erweckt den Eindruck: Die CS-Führung hat viel zu lange mit einschneidenden Massnahmen zugewartet. Entsprechend tief und schmerzhaft greift sie nun ein.

Massnahmen: In der stark verlustbringenden Investmentbanksparte will die Credit Suisse einen signifikanten Anteil am Bereich «Securitized Products» an ein Konsortium um das Private-Equity-Unternehmen Apollo verkaufen. Damit wird die Bank künftig nur noch eine verhältnismässig kleine Investmentbank haben.

Im Geschäft mit der Verbriefung von Forderungen wie Hypothekarkrediten oder Kreditkartenschulden hätte die Grossbank eine gute Position. Aus weiteren Investmentbankgeschäften will sich die Credit Suisse zurückziehen.

Kapitalerhöhung: Bis 2025 soll rund 80 Prozent des Kapitals den Divisionen Vermögensverwaltung, Schweizer Bank und Asset Management zugeteilt werden. Zudem will die Bank rund vier Milliarden Franken mit einer Kapitalerhöhung aufnehmen.

Damit will die CS ihre Kapitalbasis wieder stärken. Im dritten Quartal fiel die sogenannte harte Kernkapitalquote (CET1) auf 12.6 Prozent nach 13.5 Prozent per Ende Juni. Unter Einrechnung der Kapitalerhöhung würde die Quote auf Pro-forma-Basis rund 14 Prozent betragen.

Als neuen Investor hat die Grossbank die Saudi National Bank gewonnen. Diese habe sich verpflichtet, bis zu 1.5 Milliarden Franken zu investieren. Sie wird damit einen Anteil von bis zu 9.9 Prozent an der Grossbank erwerben und wird so zu einer der grössten Aktionärinnen. Grösster Anteilsinhaber ist aktuell Harris Associates mit einem Anteil von 10.1 Prozent.

Börse: Die Aktien der CS sind am Donnerstag mit hohen Verlusten gestartet. Sie fallen bis 11 Uhr 14 Prozent auf einen Wert von 4.10 Franken.

Folgen für das Management: Investment Bank-Chef Christian Meissner verlässt die Grossbank per sofort. Der bisherige CS-Verwaltungsrat Michael Klein wird zudem aus dem Verwaltungsrat ausscheiden, um als Berater von Group CEO Ulrich Körner die eigenständige Einheit CS First Boston zu lancieren. Er solle dann ab 2023 als CEO die Führung der CS First Boston übernehmen, dies vorbehältlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden. Während der Übergangszeit werde David Miller als Global Head of Investment Banking & Capital Markets agieren.

Rückblende: Die Grossbank ist seit den beiden Debakel um den milliardenschweren Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds im vergangenen Jahr stark angeschlagen. Im Jahr 2021 musste deshalb einen hohen Verlust ausweisen.

Ausblick: Die schwierigen Marktbedingungen dürften anhalten, schreibt die CS. Die Bankführung warnt vor erneuten Verlusten.

HeuteMorgen, 27.10.2022, 06:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel