- WEF-Gründer Klaus Schwab gibt seinen bisherigen Chefposten beim Weltwirtschaftsforum (WEF) ab.
- Dies kündigte der 86-Jährige in einer E-Mail an die Belegschaft an.
- Ein Sprecher des WEF bestätigte entsprechende Medienberichte.
Bis Januar 2025 – noch vor dem nächsten Forum in Davos – werde Schwab den geschäftsführenden Vorsitz abgeben, teilte der Sprecher mit. Den Vorsitz des Stiftungsrates werde er aber behalten. Wer Schwabs Aufgaben übernimmt, ist noch unklar.
Die Frage, wer dereinst die Nachfolge von Klaus Schwab antreten solle, stehe schon etliche Jahre im Raum, erklärt SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim. Allerdings habe sich das WEF gegen aussen immer sehr bedeckt gegeben – man werde zu gegebener Zeit informieren, habe es jeweils geheissen.
Als aussichtsreicher Kandidat gilt die Nummer zwei hinter Schwab, WEF-Präsident Børge Brende. Der 58-Jährige ist ehemaliger norwegischer Aussenminister und seit 2017 WEF-Präsident. Zuvor war er bereits von 2008 bis 2009 Direktor und von 2011 bis 2013 administrativer Direktor. Auch der ehemalige britische Premierminister Tony Blair oder Christine Lagarde, die Chefin der Europäischen Zentralbank, werden als Nachfolge gehandelt.
Mit dem Schritt bereitet Schwab seine Nachfolge vor. Seit 2015 habe sich das WEF von einer Begegnungsplattform zu einer führenden globalen Institution für öffentlich-private Zusammenarbeit gewandelt, teilte der WEF-Sprecher weiter mit. Als Teil dieses Wandels durchlaufe die Organisation eine geplante Entwicklung von einer gründergeführten Organisation zu einer Organisation, in der ein Präsident und eine Stiftungsleitung die volle Führungsverantwortung übernehmen würden.
Neue Führungsstruktur
Das WEF ist seit der Gründung 1971 als gemeinnützige Stiftung organisiert. Künftig wird der Stiftungsrat des Forums den Angaben zufolge um vier strategische Ausschüsse herum organisiert sein. Damit will die Institution die Wirkung ihrer Arbeit verstärken. Das WEF will damit institutionell die Kontinuität sichern. Das jährliche Elitetreffen in den Bündner Bergen soll eine «unabhängige und unparteiische Plattform» zur Bewältigung der komplexen Herausforderungen einer vernetzten Welt bleiben.
Für seine Bemühungen, Politik und Wirtschaft zur Lösung globaler Probleme im WEF zusammenzubringen, wurde Schwab mehrfach geehrt, unter anderem vom japanischen Kaiser. Kritiker des Jahrestreffens in Davos werfen den Organisatoren dagegen vor, dass die Mächtigen der Welt am WEF hinter dem Rücken der Bevölkerung gegenseitig ihre Profite erhöhten.
Schwab studierte an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, der Universität Freiburg und der Harvard Universität bei Boston. Er ist Doktor der Ingenieurwissenschaften sowie der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und hat einen Master in Public Administration.
Erfolg als Umstrukturierer
Er leitete die Umstrukturierung des führenden Schweizer Maschinenbaukonzerns Escher Wyss und war Professor für Wirtschaftspolitik in Genf, bevor er das WEF gründete. Bis 2003 blieb er Professor an der Universität Genf, während er mehrere Verwaltungsratsmandate und internationale Beratungsfunktionen innehielt. Danach widmete er sich ganz der Weiterentwicklung des WEF.
Gemeinsam mit seiner Frau Hilde gründete er 1998 die Schwab Foundation, um soziales Unternehmertum und Innovation zu fördern. Schwab publizierte mehrere Bücher. Der Bestseller «Die Vierte Industrielle Revolution» wurde in über 30 Sprachen veröffentlicht.