Unternehmer Kamel Ben Salem hat ein Problem, das andere gerne hätten: Er hat zu viele potenzielle Kunden. Der gebürtige Tunesier verkauft Kamelmilch. Immer mehr Leute kämen auf den Geschmack der salzig-süsslich schmeckenden Milch.
Ich importiere die Milch gefroren.
Ein kleiner Teil der Milch stammt aus seiner eigenen Kamelfarm in Oberglatt ZH mit mehr als einem Dutzend Kamelen. Einen viel grösseren Teil allerdings importiert er selbst aus Holland und verkauft die Milch weiter. «Ich verkaufe rund tausend Liter im Monat, könnte aber mehr liefern», sagt er.
Mehr Milch allerdings kann er aus seinen eigenen Tieren nicht herauspressen. Ein Kamel liefert zwischen zwei und sechs Litern täglich. Und grössere Importmengen sind ebenfalls nicht möglich, denn der logistische Aufwand ist gross. «Ich importiere die Milch gefroren», sagt er. Sie muss also gekühlt gelagert werden.
«Weisses Gold» bleibt eine Nische
Die Milch ist ein gutes Geschäft. Manche nennen es auch «weisses Gold». Ein Liter kostet stolze 20 Franken. Milchpreise, von denen Schweizer Bauern träumen. Und Kamel Ben Salem will noch höher hinaus. Er tüftelt derzeit an Kamelmilchdrinks mit Aromen. Er sei bereits mit Grossisten im Gespräch, sagt er. Am Interesse der Kundschaft zweifelt er nicht.
Die Migros hingegen hat ein Kamelmilch-Experiment nicht weiterverfolgt. Sie hatte vor mehr als 10 Jahren eine Schokolade aus Kamelmilch im Sortiment. Die Schokolade enthielt Kamelmilch aus Dubai, wurde aber in Österreich produziert. Das Produkt gebe es längst nicht mehr. Die Schoggi sei auf wenig Interesse gestossen, wie ein Sprecher auf Anfrage einräumt.
Für das Massengeschäft eignen sich Produkte aus Kamelmilch also kaum. Jedenfalls schürt das Thema weder beim Schweizer Bauernverband noch bei den Schweizer Milchproduzenten besondere Ängste. Es gilt als mögliche Variante, weitaus weniger beliebt und bekannt als Alternativen wie Ziegen- oder Schafsmilch.
Kamele werden in ihren natürlichen Verhaltensweisen gestört.
Die grösste Konkurrenz aller tierischen Milchprodukte sind sowieso Alternativen aus Soja, Hafer oder Mandeln. Die ökologisch beste Variante von allen wäre gemäss WWF der Haferdrink, wie ein Mediensprecher auf Anfrage von SRF sagt. Zwar haben Kamele einen weniger grossen Methan-Ausstoss und einen weniger hohen Futter- und Wasserbedarf, da sie mehrere Tage ohne Wasser auskommen können. Doch die Tiere würden weniger grosse Mengen liefern. Zudem muss die Milch über weite Strecken transportiert werden.
Tierschützer kritisieren diese Logistik rund um Tierprodukte. Die Organisation Peta etwa lehnt jegliche Form der Nutztierhaltung ab: «Auch wenn die Kamelhaltung in der Schweiz noch nicht so industrialisiert ist, wie dies bei Kuhmilch der Fall ist, so werden auch Kamele in ihren natürlichen Verhaltensweisen gestört», meint Fachautorin Lisa Kainz. Denn mit dem Melken nach der Geburt der Kälber werde der Milchfluss künstlich aufrechterhalten, bei Kamelen wie bei Kühen.