Last statt Lust – kein Einzelfall: In der Schweiz haben rund 16 Prozent der Bevölkerung ein Problem mit Alkohol. Sie trinken zu viel oder zu oft. Fast vier Prozent trinken chronisch risikoreich. 250'000 bis 300'0000 Personen sind gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) abhängig. Jede dritte Person hat eine alkoholabhängige Person im Umfeld.
Volkswirtschaftliche Kosten: Alkoholsucht verursacht jährlich Kosten von 2.8 Milliarden Franken. Darin eingerechnet sind direkte und indirekte Kosten. Auch verfrühte Todesfälle werden in die Kosten eingerechnet. Jährlich sterben mehr als 2000 Menschen wegen Alkoholmissbrauchs. Gemäss BAG ist Alkoholsucht der zweitgrösste volkswirtschaftliche Kostenblock von allen Suchtkrankheiten, nach Rauchen (3.9 Milliarden). Suchtkrankheiten verursachen insgesamt Kosten von 7.7 Milliarden Franken.
Direkte Kosten: Durch Suchtkrankheiten entstehen Gesundheitskosten, also beispielsweise Arztbesuche oder Spitalaufenthalte. Daten aus dem Jahr 2020 zeigen: 53'000 Personen wurden mit Alkoholvergiftungen ins Spital eingeliefert oder mussten stationär behandelt werden. Und: Jeder sechste tödliche Unfall geht auf zu viel Alkohol zurück. Weitere Kosten verursachen suchtbedingte Straftaten, die geahndet werden müssen. Dazu kommen noch Kosten für die Behandlung von Erkrankungen, die längerfristig durch Alkohol verursacht werden – etwa Krebs, Organschäden und Herzinfarkt.
Indirekte Kosten: Menschen mit Alkoholproblemen fallen bei der Arbeit eher aus oder arbeiten weniger produktiv. Dadurch fehlen der Wirtschaft gemäss dem ehemaligen BAG-Direktor Pascal Strupler jährlich rund eine Milliarde Franken wegen Fehlzeiten, Unfällen und Produktivitätsverlusten.
Ausgaben für die Prävention: Die Kantone erhalten jährlich einen Teil des Reingewinns aus der Spirituosenbesteuerung. Aus diesem sogenannten Alkoholzehntel flossen 2021 rund 9.4 Millionen Franken in die Alkoholprävention. Zusätzlich stellt der Bund 2.4 Millionen Franken bereit. Doch diese insgesamt 11.8 Millionen für Alkoholprävention stehen gemäss der Organisation Sucht Schweiz in keinem Verhältnis zu den Kosten. Die Schweiz gibt gemäss der Organisation 240-mal mehr Geld für die Folgen von Alkoholproblemen aus als für die Prävention.
Verbote: Ein generelles Verbot von Alkohol ist in der Schweiz undenkbar, da ein grösserer Teil der Menschen gut mit Alkohol umgehen kann. Zudem generieren diverse Branchen – Getränke, Landwirtschaft, Detailhandel, Hotellerie und Gastronomie – durch Alkohol Umsätze. Einschränkungen gelten im Strassenverkehr (Promillegrenze 0.5) sowie beim Verkauf. Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren dürfen keinen Alkohol kaufen. Für Spirituosen gilt das Mindestalter 18.
Heikle Apéro-Kultur in Unternehmen: Die meisten grösseren Unternehmen haben Richtlinien zum Umgang mit Alkohol und eine Strategie, sobald jemand am Arbeitsplatz als alkoholkrank auffallen würde. Früher galt vermehrt die Devise «wegschauen» oder «strafen». Heute sind Vorgesetzte angehalten, diese Themen anzusprechen. Dabei geht es darum, den betroffenen Personen zu helfen, den Ausstieg aus der Sucht zu finden.