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Wirtschaft Nestlé sieht die Zukunft im gewinnträchtigen Gesundheitsmarkt

Mit seinem Jahresergebnis hat Nestlé die Erwartungen nicht erfüllt – nicht bei den Börsianern und auch nicht in der Konzernleitung. Konzernchef Paul Bulcke will nun stärker in den Gesundheitsmarkt vorpreschen – wo die Gewinne üppiger und das Wachstum höher sein sollen. Ein Rezept mit hohem Risiko.

Erst vor einem Monat hat Nestlé-Konzernchef Paul Bulcke das Gesundheitsgeschäft um einen Baustein erweitert: Mit der US-Biotechnologiefirma Seres Therapeutics vereinbarte Nestlé eine Kooperation. Mit Milliardenaufwand wollen sie gemeinsam einen Wirkstoff gegen Verdauungskrankheiten entwickeln.

Nestlé-Finanzchef François-Xavier Roger verteidigte das Investment auf der Bilanzmedienkonferenz. «Wir sind optimistisch, dass das Geld langfristig gut angelegt ist.» Allerdings wurde er nicht viel konkreter.

Glaube an die Gesundheitssparte

Seit fünf Jahren baut Nestlé das Gesundheitsgeschäft systematisch aus. Das Fundament legte Konzernchef Bulcke mit dem von Novartis gekauften Geschäft für medizinische Lebensmittel. Seitdem hat Nestlé ständig investiert: So etwa in die Forschung wie im eigenen Institut für Gesundheitswissenschaften an der Universität Lausanne. Aber auch in Zukäufe und Kooperationen vor allem mit US-Unternehmen.

Er glaube einfach an seine neue Gesundheitssparte, beteuerte Konzernchef Paul Bulcke in Vevey. Das hängt auch damit zusammen, dass das Geschäft mit therapeutischen Nahrungsmitteln gegen Alzheimer, Allergien und andere Volkskrankheiten deutlich höhere Gewinnmargen verspricht als das klassische Geschäft mit Schokoriegeln, Kaffee und Beutelsuppen, nämlich um rund 20 Prozent. «Wir werden mit diesen neuen Produkten schneller wachsen», sagte Bulcke. Und Nestlé wolle dabei eine Pionierrolle spielen.

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Nestlé sieht die Zukunft im gewinnträchtigen Gesundheitsmarkt
aus Rendez-vous vom 18.02.2016. Bild: Reuters
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Aktuell noch geringer Geschäftsanteil

Der Konzern beschreite einen interessanten neuen Weg, lobt Analyst Romano Monsch von der Crédit Suisse. «Langfristig ist es schwierig, in einem Mark wie Nahrungsmittel zu wachsen, insbesondere wenn Gebiete immer stärker gesättigt sind.» Schätzungen zufolge könnte der Markt mit Gesundheitsprodukten in 20 bis 30 Jahren weltweit 150 Milliarden Dollar gross sein.

Im Moment ist das allerdings noch Zukunftsmusik. Nach Schätzungen von Analysten setzt Nestlé mit der Sparte Gesundheitsprodukte rund zwei Milliarden Franken um. Nestlé selbst weist die Zahlen aber nicht gesondert aus. Verglichen mit dem Gesamtumsatz von gut 88 Milliarden Franken ist das sehr wenig. Zudem gibt es bei den wenigen Produkten, die bereits auf dem Markt sind, erste Probleme mit generischer Konkurrenz. Das kennt man sonst nur aus der Pharmabranche.

Je mehr Nestlé Richtung Pharma geht, desto grösser dürfte auch das Risiko sein, an Zulassungen oder generischer Konkurrenz zu scheitern, wie auch Analyst Monsch bestätigt: «Andererseits konzentriert sich Nestlé eher stärker auf den Bereich von nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten. Denn da sind die Auflagen und Zulassungsbedingungen weniger komplex als im Pharmabereich.»

Guter Geschmack oder Glaube an Gesundheit

Konsumforscher Michael Siegrist von der ETH Zürich sieht noch ein anderes Problem: «Eine Schwierigkeit bei Lebensmitteln, die gesundheitsversprechend sind, ist, dass man den Herstellern auch Glauben muss, dass das dann tatsächlich eintritt.» Wenn ein Hersteller guten Geschmack verspreche, könne ein Konsument das problemlos nachprüfen.

Anders bei einem Joghurt gegen Alzheimer oder einem Kaugummi, der auf Basis einer Kiwi-Substanz verspricht, den Phosphatspiegel im Blut zu senken. «Wenn es darum geht, Gesundheit zu versprechen, dann dauert das Jahre, bis ich weiss, ob die Versprechungen sich erfüllen», meint Siegrist.

So oder so: Nestlé wird einen langen Atem brauchen, um seine Gesundheitssparte zum Laufen zu bringen. Doch den langen Atem habe der Konzern, wie Bulcke betont. Er verweist dabei gern auf die erfolgreichen Nespresso-Kapseln: Auch die hätten in den ersten 20 Jahren nur Verluste gemacht, bevor sie Milliardenumsätze in die Konzernkasse spülten.

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