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«Netzwerke der Zukunft» Keine Fliessbandarbeit mehr dank Robotern?

Science Fiction oder Realität? Ein amerikanischer Professor will die Arbeitswelt mit seinen Robotern revolutionieren. Eine Idee, die bei Ökonomen und Arbeitnehmern Bedenken auslöst. Am Weltwirtschaftsforum weibelt er für seine Vision.

Rodney Brooks
Legende: Rodney Brooks ist der älteste technologische Pionier am Weltwirtschaftsforum. SRF

SRF News Online: «Wir überschätzen Technologien auf kurze und unterschätzen sie auf lange Sicht.» – Sie zitieren gerne den Science-Fiction-Autor Arthur C. Clark aus den 1950er-Jahren. Was heisst das in der heutigen Zeit?

Rodney Brooks: Unsere Gesellschaft befürchtet, dass Menschen wegen der künstlichen Intelligenz ihren Job verlieren. Da überschätzen wir die Technologie auf kurze Sicht. Doch die demografische Entwicklung zeigt, dass wir auf lange Sicht zu wenige Menschen für die vielen Arbeitsplätze haben werden. Hier können Roboter ihre Dienste erweisen.

Können Sie ein Beispiel geben?

Die westliche Welt hat bis jetzt die industrielle Produktion nach Asien verlagert. In China sehen wir uns jedoch mit einer stark alternden Bevölkerung konfrontiert. Das heisst: Bei vielen Produkten, die wir in den USA oder Europa kaufen, kann es zu Fabrikations-Engpässen kommen. Die westliche Welt wird diese Jobs sicher nicht mehr übernehmen. Sie sind nämlich ziemlich hart. Deshalb brauchen wir Maschinen, die solche Arbeiten verrichten können.

Roboter-Experte am WEF

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Rodney Brooks nimmt als führender Roboter-Unternehmer als «Technological Pioneer» am WEF teil. Der 59-Jährige war früher Professor an der US-amerikanischen Universität MIT.

Doch diese Entwicklung löst bei den Arbeitern auch negative Gefühle aus, da sie dadurch ihre Arbeit verlieren könnten.

Roboter sind in unserem Leben allgegenwärtig geworden. Aber wenn es sich um Fabrik-Roboter handelt, bekommen die Menschen Angst. Das ist verständlich, denn die meisten Menschen können nicht mit ihnen umgehen, da sie relativ komplex programmiert sind. Diese Art von Technologie ist gescheitert. Wir müssen Roboter entwickeln, mit denen Arbeiter interagieren können, und so die Angst abbauen.

Es gibt jedoch auch amerikanische Ökonomen, die kritisieren, dass zunehmend Roboter eingesetzt, anstatt dass Jobs geschaffen würden.

Es ist ein Fakt, dass die Roboter Arbeiten erledigen, die sonst niemand in der westlichen Welt machen will. Wir haben beispielsweise einer Firma in Pennsylvania einen unserer «Baxter»-Roboter verkauft, mit dem sie kleine Plastikspielzeuge verpacken wollten. Die Arbeiter mussten dafür eine Maske anziehen, da es ohne zu staubig gewesen wäre. Für solche gesundheitsgefährdenden Aufgaben sind Roboter genau das Richtige.

Ihr Roboter Baxter hat menschliche Züge. Wozu?

Viele unserer Kunden wollen einen Menschen durch unseren Roboter ersetzen. Wir werden die Roboter deshalb in ein Team mit Personen integrieren. Wenn der Roboter ein menschliches Antlitz besitzt, können die Mitarbeiter den Roboter besser verstehen. Sie können der Maschine so ihre Aufgabe beibringen, ohne dass sie technische Berater brauchen.

Das Interview führte Nico Ruffo.

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