Zum Inhalt springen

Neue Postfinance-Gebühren Verzweifelte Flucht nach vorne

Postfinance ist in einer gefährlichen Entwicklung. Das Finanzinstitut der Post – früher gerne als Cashcow der Post bezeichnet – legt die Gelder seiner Kunden möglichst profitabel im Ausland an. Da aber die Zinsen der Anlagen gesunken sind, nehmen die Gewinne der Postfinance stark ab.

Bislang profitierte Postfinance noch von lang laufenden Anleihen, die sie vor Jahren gekauft hat. Diese Hochzins-Anleihen laufen jetzt aber langsam aus, und die Neuanlagen bringen weniger Zins. Langsam wird das existenzbedrohend, da beispielsweise der Halbjahresgewinn 2018 von 247 auf 125 Mio. Franken gesunken ist.

Sparsamere Zeiten sind angesagt

Geht es so weiter, dann bleibt unter dem Strich bald nichts mehr übrig, dabei ist die Post auf die Gewinne von Postfinance angewiesen. Postfinance-Chef Hansruedi Köng hat bereits angedeutet, dass Postfinance dem Mutterhaus Post in den nächsten Jahren keine Dividenden bezahlen wird.

Schon im Juni hat der Postfinance-Chef Sparmassnahmen beim Personal angekündigt. So sollen bis in zwei Jahren bis zu 500 Vollzeitstellen abgebaut werden. Auch gewisse Filialen werden geschlossen. Nach dem rasanten Ausbau von Postfinance sind jetzt sparsamere Zeiten angesagt. Gleichzeitig müssen auch die Erträge gesteigert werden.

Abwarten? Keine Option

So werden jetzt also die Kunden zur Kasse gebeten. Bislang waren die Gebühren eher tief, das dürfte sich mit den neuen Massnahmen, die heute verkündet wurden, ändern. Gleichzeitig will der Bundesrat, dass Postfinance künftig auch ins Hypothekar- und Kreditgeschäft einsteigen kann, um so neue Erträge zu generieren. Bislang darf sie das nämlich nicht, was ein Handicap ist.

Ob die Politik hier grünes Licht geben wird, ist allerdings fraglich, denn andere Inlandbanken haben kein Interesse an einem weiteren Konkurrenten. Zudem kann Postfinance-Chef Köng nicht so lange zuwarten, die Gewinnerosion ist zu dramatisch. Deshalb jetzt die Flucht nach vorne.

Reto Lipp

Wirtschaftredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Während seines Studiums der Ökonomie an der Universität Zürich war Reto Lipp bereits freier Mitarbeiter bei «Radio Z». Später war er Mitglied der Redaktionsleitung. Nach einem Wechsel zu den Printmedien arbeitete Lipp als Vizedirektor bei der UBS im Bereich Wealth Management. Er moderiert die Sendungen «ECO», «ECO Talk» und «SRF Börse».

Meistgelesene Artikel