Wer wird neuer Chef der Deutschen Bahn AG? Nach dem überraschenden Rücktritt von Rüdiger Grube Anfang Woche sucht Deutschland einen neuen höchsten Eisenbahner. Bestimmt wird dieser vom Aufsichtsrat und der deutschen Regierung. Der oder auch die neue Bahn-Chefin wird zuständig für 300'000 Mitarbeiter und einen jährlichen Umsatz von rund 40 Milliarden Euro. Voraussichtlich im März soll entschieden werden, wer künftig die Geschicke des grössten deutschen Staatsunternehmens lenkt.
Nun zeigen Recherchen der «Tagesschau»: SBB-Chef Andreas Meyer gehört zum Favoritenkreis für den Chefposten . Erstmals bestätigt nämlich ein Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn (DB) das Interesse am Schweizer.
Meyer war bereits bei der DB
Meyer führe jenes Bahnsystem, das Deutschland für die Zukunft anstrebe, so Aufsichtsratmitglied Kirsten Lühmann: «Wenn wir über die Frage diskutieren, wie wir die Bahn in Deutschland ausrichten wollen, ist die Schweiz für uns immer ein Modell, auf das wir schauen.» Man wolle den sogenannten Deutschland-Takt einführen und dafür sei das Schweizer System «natürlich ein Vorbild».
Meyer hat grosse Teile seines Berufslebens in der Branche verbracht, kennt das Unternehmen und hat Führungserfahrung in einem Konzern.
Meyer ist kein Unbekannter in Deutschland. Bevor er 2006 SBB-Chef wurde, arbeitete er neun Jahre lang für die DB und war Leiter der Energiesparte und Mitglied der Konzernleitung. Heute ist Meyer auch stellvertretender Vorsitzender der europäischen Eisenbahngesellschaften.
Das seien beste Voraussetzungen für den Posten in Deutschland, sagt Bahnexperte Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin: «Er ist jemand, der das System Bahn kennt. Er hat grosse Teile seines Berufslebens in der Branche verbracht, kennt das Unternehmen DB AG und hat Führungserfahrung in einem Konzern.»
Merkels Favorit hat Mängel
Nebst Meyer gehören Sigrid Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, und Ronald Profalla, ehemaliger Kanzleramtsminister, zum engsten Favoritenkreis. Pofalla wäre zwar Merkels Wunschkandidat, aber laut Bahnexperte Böttger spricht auch einiges gegen ihn: «Objektiv muss man sagen, dass er wenig Führungserfahrung und wenig Erfahrung mit dem System Bahn hat.»
Und was sagt Meyer selbst zu den jüngsten Entwicklungen? Nichts. Die Medienstelle der SBB lässt ausrichten: «Der SBB CEO hat den sofortigen Rücktritt Grubes zur Kenntnis genommen. Auch nach 10 Jahren ist der CEO SBB voll engagiert, denn es gibt noch viel Spannendes zu tun.»