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Zuckerersatz Stevia «Nicht zu bezahlen, wäre unmoralisch»

Der Agronom Miguel Lovera pocht auf das Recht der Guaraní: Die Entdecker der Stevia-Pflanze seien keine Bittsteller.

Miguel Lovera

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Der Agronom Miguel Lovera aus Paraguay ist Co-Autor der Studie «Der bitter-süsse Geschmack von Stevia», herausgegeben von der deutschen Universität Hohenheim, Misereor, Public Eye und dem paraguayischen Forschungszentrum Ceidra.

SRF: Warum sollen die Guaraní Geld für die kommerzielle Nutzung der Stevia bekommen?

Miguel Lovera: Sie haben die Pflanze entdeckt. Ohne die Urvölker wüssten wir gar nichts über deren Eigenschaften. Auch verstehen sie sich als die Beschützer der Stevia: Wo Rinderzucht betrieben wird oder Soja oder Marihuana im grossen Stil angepflanzt werden, gibt es keine wilde Stevia mehr. In Paraguay gibt es Bundesstaaten, etwa Amambay, in denen bereits 90 Prozent der Wälder abgeholzt wurden.

Sie finden die Initative der Unternehmen also lobenswert?

Nicht zu bezahlen, wäre unmoralisch. Die Guaraní sind keine Bittsteller, die Biodiversitäts-Konvention der UNO sowie das Nagoya-Protokoll geben ihnen das Recht auf einen Vorteilsausgleich.

Sie leiden Hunger, sind vom Aussterben bedroht.

Ich weiss nicht, ob den Menschen in der Schweiz klar ist, was es für die Urvölker bedeutet, bisher leer ausgegangen zu sein: Sie haben ihre angestammten Ländereien verloren, schon seit der Kolonialzeit. Und sie haben kaum Mittel und Wege, ein würdiges Leben zu führen. Sie leiden Hunger, sind vom Aussterben bedroht. Sie sind Bürger zweiter Klasse.

Aber, in Paraguay heisst die Währung «Guaraní». Spanisch und Guaraní sind gleich berechtigte Amtssprachen.

Das ist unsere nationale Schizophrenie. Wir sind stolz auf solche Dinge, aber wir marginalisieren die Urvölker trotzdem.

Wie sollte es denn in Sachen Vorteilsausgleich nun aus Ihrer Sicht weitergehen?

Die Unternehmen müssen die Initiative ergreifen und ein faires Angebot machen. Es gibt viele mögliche Modalitäten, wie die Zahlungen eingesetzt und angelegt werden könnten – etwa in einem Fonds. Aber für alle Schritte braucht es zunächst eine Abstimmung mit den Guaraní.

Das Interview führte Karen Naundorf.

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