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Niveau von vor zwei Jahren Warum der Gaspreis in Europa sinkt

Seit Jahresanfang sinkt der Preis für europäisches Erdgas. Es kostet so viel wie vor zwei Jahren. Die Gründe im Überblick.

Wo steht der Gaspreis aktuell? Am Spotmarkt ist der Preis für europäisches Erdgas am Dienstag auf unter 24 Euro pro Megawattstunde (MWh) gefallen. So günstig war das Gas zuletzt im Juni 2021 – also vor zwei Jahren. Der Abwärtstrend läuft seit Ende des vergangenen Jahres.

Weshalb ist der Gaspreis gesunken? Laut Wirtschaftsredaktor Dario Pelosi von Radio SRF gibt es verschiedene Gründe. So sei der Winter mild gewesen und darum weniger Gas verbraucht worden. «Das heisst, die Gasspeicher sind gut gefüllt.» Das zeigen auch die Daten zu den Füllständen der deutschen Gasspeicher, woher auch die Schweiz Gas bezieht. «Da sind die Speicher auf über 74 Prozent gefüllt», sagt Pelosi.

Was sind weitere Gründe? Ein weiterer Grund für den sinkenden Gaspreis ist LNG («liquefied natural gas») – also Flüssigerdgas, das per Schiff aus Übersee transportiert werden kann. «Europa hat sich LNG mit viel Geld gesichert und dieses Gas teilweise auch ärmeren Ländern quasi weggenommen», erklärt Pelosi.

Kommt hinzu, dass die Schweiz weniger Gas verbraucht. «In den Haushalten, aber vor allem auch in der Industrie, da die Wirtschaft etwas schwächelt und die Nachfrage gesunken ist.»

Wie teuer war Gas vergangenes Jahr? Wegen der Folgen des Krieges in der Ukraine hatte sich der Rohstoff 2022 deutlich verteuert. In der Spitze wurde im vergangenen Sommer ein Rekordpreis von mehr als 300 Euro pro MWh gezahlt. Zum Beispiel musste ein Standardhaushalt in Deutschland mit Gasverbrauch von 20'000 Kilowattstunden im vergangenen Herbst 4300 Euro dafür bezahlen. Vor zwei Jahren bezahlten die Verbraucher dafür gut 1300 Euro. Jetzt liegt der Preis für europäisches Erdgas am Spotmarkt unter dem Niveau bei Kriegsbeginn.

Was bedeutet der gesunkene Gaspreis für Schweizer Haushalte? Das komme darauf an, an welchen Gasversorger sie angeschlossen sind, sagt Wirtschaftsredaktor Pelosi. «Jeder hat eine eigene Strategie, wie er sich mit Gas versorgt, also mit langfristigen Verträgen oder kurzfristig am Spotmarkt.» Wer vergangenes Jahr zu den hohen Preisen Gas längerfristig beschafft habe, dürfte die Preise kaum senken. Hinzu komme der Zeitpunkt der Preisanpassung. Viele Versorger würden dies per Ende Jahr tun, erst dann sei klar, was das Gas künftig koste.

HeuteMorgen, 31.05.2023, 07:00 Uhr ; 

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