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Der Orangensaft in der Schweiz wird knapp – das sind die Gründe
Aus Wirtschaft vom 17.05.2023. Bild: Keystone/Gaetan Bally
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O-Saft in der Krise Die Orangen kränkeln – und der O-Saft wird hier wohl teurer

Schlechte Ernte, Hurrikans, Pflanzenkrankheiten: Orangensaft ist ein knappes Gut. Das hat auch Einfluss auf die Orangennation Schweiz. In der Schweiz werden nicht nur viele Zitrusfrüchte konsumiert. Das Land ist hierfür auch einer der wichtigsten Handelsplätze weltweit.

Wieso gibt es so wenig Orangen wie schon lange nicht mehr? In den USA und im grössten Orangen-Erzeugerland Brasilien fallen die Ernten schlecht aus. Grund: die Krankheit «Citrus Greening», Hurrikans und mieses Wetter. Nach Schätzungen vom US-Landwirtschaftsministeriums dürfte die weltweite Orangenproduktion um fünf Prozent und die Orangensaftproduktion sogar um sieben Prozent sinken.

«Citrus Greening»: Der gelbe Drachen schadet den Orangen

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Der gelbe Drachen, eine Pflanzenkrankheit, auch «Citrus Greening» genannt, befällt Orangen und andere Zitrusfrüchte. Die bakterielle Krankheit zerstört ganze Orangenplantagen, vor allem in den USA und im grössten Orangenland Brasilien.

Die Bakterien beeinträchtigen die Nährstoffzufuhr der Orangenpflanzen. Die Folge: Die Früchte bleiben grün, sind kleiner und bitter. Befallene Früchte taugen dann nicht mehr als Rohstoff für Orangensaft.

In den USA werden so wenig Orangen produziert, wie seit rund 60 Jahren nicht mehr. Und auch in Europa wird die Zitrusfrucht knapper: Die EU importiert 90 Prozent des Orangensaftkonzentrats aus Brasilien. Dort sind die Lagerbestände jedoch so niedrig wie selten zuvor.

Wird der Orangensaft bei uns im Laden teurer? Der Preis für Orangen ist an den grössten Rohstoffbörsen der Welt teilweise um bis zu 50 Prozent gestiegen. Auch der Orangensaft in den Schweizer Supermärkten könnte im Zuge der O-Saft-Krise teurer werden.

Schweiz gibt immer mehr Geld für exotische Fruchtsäfte aus

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Die Schweiz liebt Fruchtsäfte. Im Schnitt konsumiert jede Schweizerin und jeder Schweizer pro Jahr rund 21 Liter Fruchtsäfte, davon sechs Liter reinen Orangensaft. Die orange Frucht bekommt aber immer mehr Konkurrenz: Gemäss Zahlen des Bundesamtes für Landwirtschaft wurden 2021 rund ein Drittel mehr exotische Früchte importiert als 2010.

Exotische Fruchtsäfte, besonders beliebt sind Kokosnuss und Blutorangen, sind allerdings teuer: Jedes Jahr verdient der Detailhandel mit Fruchtsäften mehr Geld, obwohl mengenmässig immer weniger Fruchtsaft getrunken wird. Das zeigt eine Analyse des Bundesamts für Landwirtschaft.

Während die Schweizerinnen und Schweizer 2009 noch 172 Millionen Liter Fruchtsaft tranken, waren es im Jahr 2018 nur noch 142 Millionen Liter – also fast ein Fünftel weniger. Die Detailhandelsumsätze stiegen in dieser Zeit aber von 373 Millionen auf 388 Millionen Franken. Während Blondorangengetränke immer weniger gekauft werden, legen Produkte mit Blutorangen zu. Der Absatz von Kokosnussgetränken hat sich sogar verdoppelt.

Neben Orangensaft gibt es aber eine Vielzahl von weiteren Fruchtsäften. Die Konsumentinnen können also auf Alternativen ausweichen, wenn der Orangensaft das Budget sprengt. Expertinnen gehen deshalb davon aus, dass beim Orangensaft der Preis nicht beliebig steigen kann.

Wieso ist die Schweiz eine Orangennation? In der Schweiz werden zwar keine Orangen angebaut, dennoch gehört die Eidgenossenschaft zu den wichtigsten globalen Handelsplätzen. Rund 15 Prozent des weltweiten Orangensaftes wird gemäss der Nichtregierungsorganisation «Public Eye» über die Schweiz gehandelt. In Genf sitzt zudem eine der drei wichtigsten Rohstofffirmen, die mit der Zitrusfrucht handelt: die Louis Dreyfus Company.

Fläschchen gefüllt mit Orangensaft auf einem Laufband.
Legende: Orangensaft ist beliebt in der Schweiz. Wird er nun teurer? KEYSTONE/Gaetan Bally

Laut Public Eye kontrolliert das Schweizer Rohstoffunternehmen zusammen mit zwei brasilianischen Firmen drei Viertel des globalen Orangenmarkts. Die Louis Dreyfus Company steuert aus der Schweiz heraus nicht nur den Handel mit Orangensaft, sondern beteiligt sich auch am Anbau und der Herstellung von Orangensaft.

Machen die Rohstofffirmen nun mehr Gewinn? Ob die Händlerinnen und Händler von steigenden Preisen profitieren, und ob die höheren Preise die geringere Verkaufsmenge kompensieren, ist unklar. So oder so geht Public Eye davon aus, dass vor allem kleine landwirtschaftliche Betriebe in Herstellerländern wie Brasilien unter solchen Situationen leiden. Die grossen Rohstoffkonzerne seien wegen ihrer Machtkonzentration in einer vorteilhaften Ausgangslage.

SRF 3, 17.05.2023, 07:40 Uhr

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