Rund 12 Milliarden Franken haben die Spiele in Pyeongchang in Südkorea gekostet. Das ist ein riesiger Betrag und er liegt 50 Prozent höher als ursprünglich veranschlagt. Roger Schnegg, Direktor von Swiss Olympic sagt: «Aus meiner Sicht sind das überhaupt nicht gigantische Spiele, sondern vernünftige.» Einzelne Infrastrukturen seien zwar gebaut worden, doch nachhaltig.
Erschlossenes Naherholungsgebiet
Schnegg erläutert dies mit einem Beispiel: «Ein Naherholungsgebiet, das schon bestand, wurde nun mit einem Schnellzug erschlossen. Nun haben die rund 20 Millionen Leute aus Seoul und Umgebung die Möglichkeit, am Wochenende hierhin zu kommen.» Die Reise dauert nur noch rund zwei statt vier Stunden.
Doch auch wenn die neue Möglichkeit besteht, heisst das noch lange nicht, dass sie auch genutzt wird. Denn Südkorea ist keine Wintersportnation und die Gegend von Pyeongchang ist trotz der olympischen Neubauten strukturschwach.
Uralte Bäume gerodet
Ein Ski-Resort rund eine Autostunde von Pyeongchang entfernt hat mangels Nachfrage vor etwas mehr als 10 Jahren aufgegeben. Es stimmt, in Pyeongchang wurden nicht alle Anlagen neu gebaut. Aber was mit dem höchsten Ansprüchen genügenden Eishockeystadion nach den Spielen passieren soll, ist noch nicht klar.
Das Schicksal des 80 Millionen Franken teuren Stadions, das einzig für die für Eröffnungs- und die Schlussfeier gebraucht wird, steht hingegen fest. Es wird wieder abgebaut.
Kaum rückgängig machen lässt sich die Rodung von mehreren 10’000 Bäumen in einem Naturschutzgebiet. Die zum Teil über 500 Jahre alten Bäume mussten der Abfahrtspiste weichen.
Winterspiele trotz Wassermangel
Als Thomas Bach vor fünf Jahren IOC-Präsident wurde, wollte er mit der Agenda 2020 die Nachhaltigkeit der olympischen Spiele fördern. Doch Kritik am Vorgehen in Pyeongchang lässt er nicht gelten.
Wir können in Europa nicht so arrogant sein zu sagen, wir haben ja Skigebiete, und zu fragen, ‹was brauchen die Leute in Asien noch Skigebiete?›
Er vermisse bei solchen Überlegungen den Blick fürs grosse Ganze, wie Bach gegenüber SRF sagt: «Man muss auch neuen Regionen die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Wir können in Europa nicht so arrogant sein zu sagen, wir haben ja Skigebiete, und zu fragen, ‹was brauchen die Leute in Asien noch Skigebiete?›.»
Auch die nächsten beiden olympischen Grossanlässe werden der Agenda 2020 nicht entsprechen. Die Sommerspiele von Tokio werden garantiert nicht bescheiden und die Winterspiele von Peking schon gar nicht. Diese werden in einer schneearmen Region abgehalten, ausschliesslich auf Kunstschnee. Und die Region leidet jetzt schon unter Wassermangel.
Chinesen kommen so zum Wintersport – und nach Europa
Doch Swiss-Olympic-Direktor Schnegg unterstreicht das Positive: «Das sind Chancen, um Innovationen zu lancieren. Ich denke da an Kunstschnee mit wenig oder gar keinem Wasser. Das könnte man entwickeln.»
Die Winterspiele sind eine Chance, um Innovationen zu lancieren. Ich denke da an Kunstschnee mit wenig oder gar keinem Wasser.
Und Bach fasst zusammen, was dann doch mindestens so wichtig ist wie die Agenda 2020. «Wenn sich China zum Ziel setzt, mit diesen Winterspielen 300 Millionen Chinesen zum Wintersport zu bringen, dann können wir uns in Europa eine Scheibe davon abschneiden.» Möglicherweise kommen dann mehr Chinesen nach Europa zum Skifahren.
Sicher aber ist, dass diese Entwicklung dem IOC dient. Denn es lebt letztlich von Sponsorengeldern und Einkünften aus dem Verkauf von Fernsehrechten.