Monatelang ging es mit dem Rohölpreis praktisch nur in eine Richtung: aufwärts. Im Frühjahr 2021 hatte die Nachfrage nach dem schwarzen Gold die coronabedingten Preiseinbrüche bereits kompensiert. Anfang Woche stieg der Preis gar auf einen mehrjährigen Höchststand.
Dies ist allerdings nicht der wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet, sondern einer geplatzten Sitzung der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec+). Sie hätte eine Einigung unter den führenden Erdölproduzenten erzielen sollen. Bereits im Vorfeld der Sitzung wurde aber klar, dass dies nicht gelingen würde.
Abu Dhabi gegen den Rest
Das von Saudi-Arabien dominierte Ölkartell Opec und Kooperationspartner wie Russland, Mexiko oder Kasachstan planten, die Produktion ab August um monatlich 400'000 Barrel anzuheben.
Die Vereinigten Arabischen Emirate verlangten für sich eine Förderquote, welche höher sein sollte als jene der anderen Länder. Dies stiess bei Saudi-Arabien und seinen Verbündeten auf Widerstand. Sie befürchteten, Sonderregelungen könnten Nachahmer auf den Plan rufen. Ob und wann die Gespräche wieder aufgenommen werden, steht noch nicht fest.
Öl ist nicht knapp
Ab Dienstag und Mittwoch gab der Ölpreis teilweise wieder deutlich nach. Vermutlich, weil die Folgen des Disputs nicht klar sind und die Entwicklung der Weltwirtschaft ebenfalls mit vielen Fragezeichen versehen ist.
Ueli Bamert ist Leiter Politik beim Verband der Schweizer Mineralöl-Importeure, Avenergy. Er wagt keine Prognose über den weiteren Verlauf des Ölpreises, weist aber darauf hin, dass die jüngste Preis-Rally politisch bedingt sei: «Es herrscht keine Angebotsknappheit.»
Benzinpreis stieg moderat
Mit dem Ölpreis korrelieren auch die Benzin- und Heizölpreise in der Schweiz. Allerdings sind diese bei weitem nicht im gleichen Ausmass gestiegen, wie die Rohölpreise. So stieg der Preis pro Liter Benzin (Bleifrei 95) in den vergangenen zwölf Monaten von ca. 1.40 Franken auf ca. 1.68 Franken.
Bamert macht für den vergleichsweise moderaten Anstieg die Zusammensetzung des Benzinpreises geltend: Nebst den Beschaffungskosten spielt auch die Stärke des Frankens sowie die gesetzlichen Abgaben und die Vertriebskosten in der Schweiz eine Rolle.