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ÖV-Preise steigen Der öffentliche Verkehr wird im Vergleich zum Auto immer teurer

Berechnungen des Preisüberwachers zeigen: Die ÖV-Preise stiegen in den vergangenen 35 Jahren viel stärker als die Kosten für den motorisierten Individualverkehr.

Die Schere zwischen den Preisen beim öffentlichen Verkehr und den Kosten für den motorisierten Individualverkehr öffnet sich immer weiter. Das kritisiert Preisüberwacher Stefan Meierhans.

Die Grafik zeigt, dass die ÖV-Preise seit 1990 um 101& gestiegen sind. Die Autokosten hingegen nur um 24%.
Legende: Die ÖV-Preise sind im Vergleich zu den Kosten des Autoverkehrs stark gestiegen. Preisüberwacher

Im Zeitraum 1990-2013 wurde der motorisierte Individualverkehr aufgrund sinkender Treibstoffpreise und billigerer Fahrzeugen immer günstiger. Im Gegensatz dazu entwickelten sich die Preise für den öffentlichen Verkehr nach oben. Eine Tendenz, die in den letzten Jahren nochmals zulegte.

Das schaffe, sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans, falsche Anreize: «Es gibt einen Anreiz, das Auto zu verwenden beziehungsweise nicht auf den ÖV umzusteigen. Das gefährdet das Ziel der Regierung, mehr Menschen zum ÖV-Fahren zu bewegen.»

Zwei Züge stehen im Kopfbahnhof in Zürich. Zwischen ihnen ist in der Ferne ein Arbeiter zu erkennen.
Legende: Die SBB hat zuletzt im Dezember 2023 die Preise erhöht. Harry Stitzel

Ursachen für den Preisanstieg

Martin Schonger, Wirtschaftsprofessor an der Universität Luzern, relativiert die gestiegenen ÖV-Preise. Sie hätten Ursachen: «Der öffentliche Verkehr bietet heute viel mehr als 1990. Das Angebot hat sich verbessert». Das habe seinen Preis. Zudem seien Service und Arbeitskraft Kostentreiber beim öffentlichen Verkehr. Diese entstünden beim Individualverkehr nicht – die Leute fahren selbst.

Steigen die ÖV-Preise weiter an?

Die Branche sieht sich mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert: Wegen des Bevölkerungswachstums brauche es zusätzliche ÖV-Kapazitäten. Die Dekarbonisierung der Busflotten führe zu hohen Investitionen. Und steigende Kosten für Ausgaben wie Energie, Gehälter und Ersatzinvestitionen erhöhten den Druck auf die Verkehrsbetriebe zusätzlich.

Das baselländische Transportunternehmen BLT etwa beschaffte sich jüngst 25 neue Trams, um die 40-jährigen Trams zu ersetzten. Eine Investition von 125 Millionen Franken, bezahlt von den Kantonen Baselland, Baselstadt, Solothurn und dem Bundesamt für Verkehr. Die Anschaffung habe keinen Einfluss auf die Tarife für die Kundschaft, beteuert Frédéric Monard, Geschäftsführer der BLT.

Ein neues gelbes Tram fährt durch die Basler Innenstadt.
Legende: Am 3. September 2024 werden die neuen Trams der BLT erstmal im Fahrgastbetrieb eingesetzt. Quelle: BLT

«Meine Erwartung ist, dass wir das gegenwärtige Preisniveau halten und nicht den Fahrstuhl nach oben nehmen», sagt der Preisüberwacher. Er befürchtet, dass beim ÖV-Ausbau, der überall im Gang sei, bei den Betrieben Mehrkosten entstünden, die auf die Kundschaft überwälzt würden. Für Stefan Meierhans ist klar: Der Preisanstieg muss stoppen.

Neue Kundschaft soll Ausbau ermöglichen

Zurzeit wird etwa der regionale Personenverkehr zu 50 Prozent durch die Kundinnen und Kunden und zu 50 Prozent durch die Besteller, also Bund und Kantone, finanziert. Diese Aufteilung habe sich bewährt und sei breit akzeptiert, schreibt der Verband öffentlicher Verkehr.

Person verwendet Handy und berührt Bildschirm am Automaten.
Legende: Das Ziel sind mehr Passagiere: ein Billetautomat der SBB. KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Für den Direktor des Verbands, Ueli Stückelberger, ist klar: «Wir wollen einen Ausbau des Angebots, aber das soll nicht die Preise hochtreiben. Sondern wir wollen mehr Kundinnen und Kunden gewinnen, die einen Teil des zusätzlichen Angebots zahlen. Einen Teil sollen auch der Bund und die Kantone übernehmen». Einen guten ÖV gebe es nicht zum Nulltarif.

10vor10, 4.9.2024, 21:50 Uhr ;stal

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