«Sammelplatz rüsten», sagt Florent Hajdaraj, scheinbar zu sich selbst. Doch seine Hightech-Brille hört auf ihn. Sie zeigt ihm seine Tour auf einem Minidisplay an. Zwölf Bestellungen muss er in den Gestellen des Logistikzentrums von Competec in Willisau, zu dem Onlinehändler Brack gehört, zusammensuchen.
Die Zeit um Weihnachten bedeutet Hochsaison für Onlinehändler. Hajdaraj legt an einem Tag bis zu zehn Kilometer zurück, um Artikel zusammenzustellen.
Die Hightech-Brille von Brack im Einsatz
Die Gefahr besteht, dass die Bebrillten zusammenstossen, weil jeder auf sein Display schaut. Es habe bei Crashs aber noch keine grösseren Verletzungen gegeben, sagt Hajdaraj und lacht.
Auf dem Display sieht Hajdaraj gesuchte Lagerfächer und Artikel. Die Brille mache ihn effizienter: «Sie optimiert den Laufweg, damit wir nicht kreuz und quer laufen.» Zudem mache er so weniger Fehler. Scannt er den falschen Artikel, meldet ihm das die Brille.
Ein Effizienzgewinn von ein paar Prozent
Die Arbeit mit der Brille sei gewöhnungsbedürftig, räumt er ein. Man müsse ständig im Display hoch- und runterschauen. Das sei zu Beginn etwas mühsam.
«Besser, aber streng für den Kopf», kommentiert Logistikmitarbeiterin Vanessa Lopez das Ganze. Sie arbeite nur jeweils eine Stunde am Stück mit Brillenunterstützung.
Die Technologie ist ein Mittel, um die Mitarbeitenden zu entlasten.
Die Angestellten hätten die Wahl, ob sie mit oder ohne Brille arbeiten wollen, sagt Thomas Gasser, Geschäftsführer von Competec Logistik. Er sieht bei der technologischen Unterstützung nur Vorteile: «Sie leitet einem den Weg besser und macht die Arbeit einfacher.»
«Der Druck in der Logistik ist immer hoch. Die Technologie ist ein Mittel, um die Mitarbeitenden zu entlasten und unterstützen», so Gasser. Für das Unternehmen betrage der Effizienzgewinn ein paar Prozente. Er spricht deshalb von einer Win-win-Situation.
Roboter machen bei Digitec Galaxus Tempo
Die neueste Errungenschaft im Logistikzentrum von Digitec Galaxus im aargauischen Wohlen sind 200 Roboter – hocheffiziente Lagerhelfer. Sie wuseln in der Halle herum und klettern auf riesige Hochregal-Türme.
Innert zwei Minuten können sie jeden der rund 100'000 verschiedenen Artikel holen und zu den Stationen bringen, wo sie Logistikangestellte weiterverarbeiten und in Kartons legen.
Mehr Technologie heisst mehr Effizienz, bestätigt Philippe Marty, Leiter Logistikaufbau bei Digitec Galaxus. «Im besten Fall ist es so, dass der Mitarbeitende nie auf ein Produkt warten muss, sondern dass es immer nahtlos zugeführt wird, damit wir die Arbeitsplätze immer gut ausgelastet haben.»
Der Druck auf die Mitarbeitenden nehme mit schnelleren Robotern nicht zu, heisst es beim Unternehmen. Die Mengenziele blieben dieselben. Doch die Arbeit ist auch so streng. «Man ist den ganzen Tag in Bewegung. Abends merkt man das manchmal, aber das gehört ja dazu», so eine Angestellte in der Roboterhalle.
Das Personal spürt den Kostendruck
Das Personal sei von technologischen Veränderungen sehr wohl betroffen, sagt E-Commerce-Spezialist Darius Zumstein von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW).
«Die Konkurrenz im Onlinehandel nimmt zu, die Preise und die Kosten steigen, die Margen kommen unter Druck. Diesen Druck müssen die Onlinehändler auch weitergeben, unter anderem dem Personal.»
Das könne auch bedeuten, dass die Angestellten schneller arbeiten oder weniger Personal dieselbe Menge bearbeiten müsse. Konkrete Firmen nennt Zumstein keine.